Bali soll eines der besten Tauchreviere in Südostasien sein. Ich hatte eigentlich die Idee, meinen Tauchschein auf den Gilis (drei kleine Inseln, die zu Lombok gehören) zu machen, bis mit ein Tauchlehrer in Ubud den Tipp gab, nach Ostbali zu gehen.
Die beste Entscheidung überhaupt!Amed ist eine Ansammlung mehrerer kleiner Dörfer, die sich an die Küste entlangreihen. Die Einwohner leben hauptsächlich vom Fischen, Salzherstellung und Tourismus. Es gibt in Amed nichts zu tun, außer essen, schlafen und tauchen. Perfekt, keine Ablenkung, ich kann mich voll und ganz auf meinen Tauchschein konzentrieren.
Von Padangbai versuche ich, eines der vielen Tauchcenter in Amed zu erreichen. Das Telefonnetz auf Bali schrott, Verbindungen zum Festnetz sind gerade nicht möglich. Ich erreiche jemanden auf dem Handy, Antoine klingt sehr nett, sehr französisch und ich stehe drei Stunden später auf der Matte im Baruna Dive Center.
Man hat in der Zwischenzeit sogar ein Zimmer für mich organisiert, läuft alles wie am Schnürchen! Alle sind super nett und aufmerksam und ich fange am selben Tag noch mit der Theorie für den Open Water Diver Kurs an.
Am nächsten Tag geht es erstmal in den Pool. Neben mir nehmen noch zwei durchgeknallte Australierinnen an dem Kurs teil. Wir machen hundert verschiedene Skills und ich bin kurze Zeit später total durcheinander. Die notwendige Theorie, die mir mein Tauchlehrer am Vorabend noch eingetrichtert hat, hat sich noch nicht in meinem Gehirn festgesetzt. Kontrolle von Auftrieb, Maske ab und wieder auf, Verständigung unter Wasser, Zusammenarbeit mit dem dive buddy…
Nach zwei Stunden bin ich total verwirrt und fühle mich alles andere als bereit für den Ozean. Nachmittags wird es jedoch ernst und wir machen zwei richtige Tauchgänge. Die ganze Prozedur nochmal von vorn. Seltsamerweise fühle ich mich im Meer viel wohler und ruhiger als im Pool. Und die Unterwasserwelt entschädigt für den ganzen Drill.
Am nächsten Tag geht es nach Tulamben, rund 20 Minuten Fahrt von Amed. Hier befindet sich der mitunter berühmteste Tauchplatz Balis: Das Schiffswrack der USS Liberty, eines US-amerikanischen Militätransportschiffs, das im 2. Weltkrieg von einem japanischen U-Boot torpediert wurde. Das Coole ist, dass das Wrack nur wenige Meter von der Küste entfernt ist. Man läuft einfach herein, schwimmt ein paar Meter und kann direkt abtauchen. Einfach großartig, diesen genialen Tauchplatz als Teil des Kurses sehen zu können.
Die Welt da unten ist unbeschreiblich schön, und so voller Dinge, über die wir noch gar nichts wissen. Wir gehören nicht dorthin, können es aber dennoch genießen. Langsam entflammt Begeisterung für diesen Sport.
Ich frage mich warum es eigentlich Tauchsport heißt. Unter Wasser ist man schwerelos, man bewegt sich langsam und entspannt, fast apathisch. Das körperlich Herausforderndste ist es, mit der ganzen Ausrüstung und dem schweren Tank zum Wasser zu latschen und von den Wellen nicht ausgeknockt zu werden.
Am dritten Tauchtag geht es im Prinzip nur noch um Spaßtauchen. Ich bin mit allen Skills durch, yippie! Allein die Fahrt mit dem kleinen Boot über das türkise, kristallklare Wasser ist ein Highlight. Ich tauche nur noch mit einem Divemaster und spätestens nach diesem Tag bin ich Feuer und Flamme. Der erste Tauchgang ist ein drift dive, man lässt sich von der Strömung treiben und wird später vom Boot wieder abgeholt. Was wir hier sehen, ist einfach überwältigend. Die Korallengärten sind wunderschön geformt, farbenfroh und so reich an Fischen und anderem seltsamen Getier.
Drei großartige Tage, sechs Tauchgänge, Korallen, Fische, Schildkröten, Moränen, Barracudas, Haie, Rochen, Seepferdchen… so viele neue Eindrücke, so viel Spaß! Amed ist ein bezaubernder kleiner Ort. Ich bin in einem super netten und persönlichen Tauchcenter gelandet. Ich habe eine neue Lieblingsaktivität.
Macht einen Tauchschein, Leute! Es eröffnet ganz neue Möglichkeiten!