Ubud ist sowas wie das kulturelle und spirituelle Zentrum Balis. Yoga, Meditation, Spa, Museen, Galerien, Tanzaufführungen, Batik-, Mal-, Schmuckdesign-Workshops, Kochkurse, man kann aktiv sein oder sich einfach nur berieseln lassen, wem langweilig wird, der ist selber schuld.
Ubud zieht eine etwas andere Sorte von Touristen an als der Süden von Bali. Während Kuta und die Bukit Halbinsel überwiegend von Australiern und Brasilianern besetzt ist, hört man in Ubud zu 80% französisch. Sie müssen nicht mal den Mund aufmachen, man erkennt sie auch so. Sie sind recht gutaussehend, gut angezogen aber nicht zu overdressed und meistens rauchend. Sie kommen in der Regel als Paar oder Familie her. Ab und zu verirren sich mal ein paar deutsche Backpacker nach Ubud, aber unsere lieben Nachbarn dominieren das Straßenbild.
Ubud hat wirklich Potenzial, aber mir ist das zu viel Trubel hier. Es gibt wahnsinnig viele Geschäfte mit richtig schönen und hochwertigen Sachen und wunderhübsch eingerichtete Restaurants und Cafés. Jedoch kann sich kein Einheimischer das nur ansatzweise leisten.
Der Markt, ein chaotisches Gewusel an Ständen, besteht fast nur aus Souvenirs, billigem Schmuck und massenweise Kitsch. Hier kaufen ausschließlich Urlauber ein. Man hat hier das Gefühl, dass Ubud dafür ausgelegt wurde, Touris zu unterhalten und wie magisch das Geld aus ihren Taschen zu ziehen.
Ich will Ubud nicht schlechtreden, denn das Städtchen hat auch viel Schönes zu bieten, ist voller großartiger Architektur und Kunst. An jeder Ecke sieht man Hindu-Tempel, auch traditionelle balinesische Häuser haben einen kleinen Familientempel innerhalb der Grundstücksmauern.
Ich wohne in einem ganz bezaubernden Homestay. Das ist eine Art kleine familienbetriebene Pension mit nur wenigen Zimmern, die auf dem von einer Außenmauer umschlossenen Familiengrundtück stehen. Mitten im Garten steht ein Springbrunnen vor dem ein riesiger Ganesha thront, die Verkörperung des Göttlichen im Hinduismus, ein Mensch mit Elefantenkopf.
Alles ist hübsch geschmückt mit Blumen, kleinen Altären und Statuen, es duftet gut, überall sind kleine Opferungen verteilt. Es handelt sich dabei um kleine Körbchen, in die Blumen und irgendwas zu essen, wie etwas Reis, kleine Kekse, oder etwas Frucht sowie ein Räucherstäbchen gelegt werden. Die Opferungen werden von den Frauen liebevoll angeordnet und 3 mal täglich ausgelegt. Die Schälchen auf dem Boden sollen die schlechten Geister davon abhalten, in das Haus zu kommen. Die Opferungen auf höheren Ebenen, z.B. auf Tempelmauern oder Altären halten die guten Geister bei Laune. Ein ganz bezauberndes Ritual, wie ich finde. Der Duft dieser kleinen Opferungen begleitet einen überall auf Bali.
Ein absolutes Highlight ist das Neka Art Museum. Die Sammlung verteilt sich auf mehrere Gebäude, die im Stil traditioneller balinesischer Architektur inmitten eines Gartens angeordnet sind. Das Museum zeigt die Entwicklung balinesischer, indonesischer und ausländischer Kunst, die von der Natur, Kultur und dem Leben in Bali inspiriert ist.
Die Jeden Abend finden in Ubud balinesische Tanz-Aufführungen statt. Sie sind meist halb open-air und die Kulissen sind meistens Tempel, was sehr dramatisch und stimmungsvoll ist. Ich schaue mir gleich zwei Abende hintereinander eine Tanz-Show an. Ein Fest für Augen und Ohren.
In wenigen Minuten kann man vom Stadtzentrum aus inmitten sattgrüner Reisterassen laufen. Ein paar Feldarbeiter mit konischen Strohhüten hocken inmitten des ganzen Grüns und benutzen einfache Geräte. Kleine Scheunen stehen herum, Stöcke mit Tüchern sind aufgestellt, um die Vögel zu vertreiben. Hier schaut es aus, als sei die Zeit stehen geblieben.
Jeder Ubud-Besucher schaut mal kurz im Sacred Monkey Forest vorbei. Es handelt sich dabei wie der Name schon sagt, um ein kleines Waldreservat und Tempelkomplex, welches eine bedeutende spirituelle Rolle für die Menschen hat. Hier leben rund 600 Makaken Äffchen. Diese sind eigentlich freilebend, jedoch so an die Menschen gewöhnt, dass man sie eigentlich nicht mehr so nennen kann. Die Affen spüren jede Banane auf und sei sie noch so tief in der Hosentasche eines Menschen versteckt.
Nach zwei Tagen muss ich mal aus der Stadt herauskommen und mache eine Fahrradtour ins Landesinnere. Es ist eigentlich ein Witz, denn wir „radeln“ 20 km bergab. Nach dem Frühstück starten wir in Penelokan, von wo man großartige Ausblicke auf Gunung Batur, den zweithöchtsen Vulkan Balis hat.
Wir radeln auf kleinen Nebenstraßen durch kleine Dörfer, Felder und Reiseterassen und kriegen einen Einblick in Balis Kultur und Alltagsleben, als wir ein traditionelles balinesisches Haus besuchen. Das Dorfleben hier ist eine andere Welt.
Es ist jedoch auch unübersehbar, dass Bali ein erschreckendes Müllproblem hat. Die Straßengraben sind voll mit Plastiktüten und irgendwelchem Abfall. Irgendwie scheint den Balinesen nicht ganz bewusst zu sein, dass das Zeug 50.000 Jahre braucht um zu verrotten. Die Tour ist ganz nett aber irgendwann lahm, mir die Arme weh vom ständigen Bremsen. Am Ende entscheide ich mich, die letzten 8 km bergauf mit dem Radl zu bewältigen, während der Rest der Gruppe vom Van abgeholt wird. Wir sind nur zu dritt aber das ist definitiv die schönste Etappe.
Ubud ist ein Muss jeder Bali-Reise. Seit „Eat Pray Love“ (weder gelesen noch gesehen) hat Ubud noch einen extra Touri-Schub bekommen. Größter Nachteil: kein Strand weit und breit – 4 Tage sind genug!