Die Bukit Halbinsel ist der kleine Zipfel, der an Balis Süden hängt. Hier soll es geben: chillige Strände und gute Wellen. Na, das ist doch schon mal was. Nach ein paar Tagen reicht es mit der Geschäftigkeit Kutas. Ich bin mit Jennifer aus Brasilien unterwegs und wir versuchen, unseren Traumstrand im Süden zu finden.
Wir fahren einfach drauflos und versuchen in der Nähe vom Balangan Beach irgendeine Unterkunft zu finden. Alles ausgebucht, Hochsaison! Irgendjemand gibt uns den Tip, es mal am Strand zu probieren und da werden wir fündig: Ein günstiges Zimmer im Strandbungalow mit großartigem Meerblick. Was will man mehr? Da kann man auch mal über die nicht so komfortablen und hygienischen Zustände im Bad hinwegsehen. Für kurze Zeit zumindest.
Balangan Beach ist ein echt nettes und sehr gechilltes Fleckchen. Uns wundert ein wenig, dass trotz der einfachen Bungalows wieder überall diese Strandliegen aufgestellt sind. Unsere Theorie: Die sind für die Freundinnen der Surfer gedacht. Denn darum dreht sich hier alles. Eigentlich ein Traum. Aber es ist a) ziemlich großer Wellengang und b) die Wellen brechen am Riff. Nichts für einen Anfänger wie mich. Aber etwas weiter rechts vom eigentlichen Surfbreak schauen die Wellen deutlich kleiner aus und ich sehe auch ein paar andere Anfänger. Alles klar, Brett ausleihen und rauspaddeln.
Komische Stmmung hier draußen, irgendwie angespannt. Mich verwundert, dass keiner der Jungs hier surft. Alle sitzen auf ihren Brettern und starren mit ernsten Gesichtern wie hypnotisiert aufs Meer, tun aber nichts. Ich frage mich warum, denn es kommen genügend Wellen rein. Langsam geht die Flut zurück, die Surfschule und die Anfänger paddeln zurück zum Strand.
Also irgendwas muss jetzt passieren. Ich fange an für eine kleinere Welle zu paddeln, ein paar andere paddeln mit. Keiner kriegt die Welle. Die nächste auch nicht. Die übernächste ist größer. Viel größer! Ich bin viel zu weit hinten, um drüber hinweg zu paddeln. Die Welle türmt sich vor mir auf, wird immer steiler und mutiert zu einem grünen schaumigen Monster… das mich unter sich begräbt. Ich mache mehrere Loopings unter Wasser, werde den halben Weg zum Strand waschmaschinenartig über das Riff gezogen und verliere eine Kontaktlinse. Autsch! Da war ich heute wohl ein wenig zu übermütig! Die Wellen in Balangan sind nicht mein Level! Für den Rest des Tages schaue ich mir die Surfer lieber vom Strand aus an.
Bei Ebbe kann man von Balangan aus zu den benachbarten Buchten laufen. Als Strandfanatiker wollen Jennifer und ich uns das nicht entgehen lassen. Der nächste Strand ist der bekannte Dreamland Beach. Verheißungsvoller Name, aber leider unpassend. Vor mehr als 10 Jahren soll das hier mal richtig schön gewesen sein. Heute wird der helle, feinsandige Strand von einem derbe häßlichen Hotel, einem großen grauen Betonklotz verschandet. Daneben ist das „New Kuta Beach Café“ – das sagt alles. Genau das will man aus Dreamland Beach scheinbar machen. Kuta 2. Sehr schade, denn ansonsten ist der Strand absolut fantastisch.
Wir laufen weiter zu den nächsten Stränden. Bingin Beach ist etwas felsig, bei Ebbe ragt ein Teil des grün bewachsenen Riffs aus dem Wasser. An den Felshang wurde eine Ansammlung von Bungalows und Cafés gebaut, von wo aus man einen fantastischen Blick aufs Meer hat. Bingin wird überwiegend von Surfern belagert, denn darum dreht sich hier alles. Ein klasse Surfbreak liegt direkt vor ihrer Haustür.
Die Surfer hier wissen was sie tun. Die Wellen brechen rasend schnell auf dem Riff, welches bei Ebbe nur noch von knietiefem Wasser bedeckt wird. Hier auf die Nase zu fallen ist kein Vergnügen. Es sind trotz Ebbe immer noch einige Surfer unterwegs… die sind doch alle wahnsinnig.
Am nächsten Tag leihen wir uns Motorbikes (so heißen Roller hier) aus und fahren den westlichen Küstenabschnitt der Bukit Halbinsel ab.
Ganz im Südwesten liegt der Uluwatu Temple, einer der bedeutendsten Tempel Südbalis. Die Tempelanlage wurde am direkt an einer hohen Klippe gebaut, die steil ins Meer abfällt. Wahnsinn. Bevor wir die Anlage betreten können, bekommen wir Sarongs, um das zu verhüllen, was unsere unzüchtigen Shorts nicht bedecken. Der innere Tempel ist nur für Hindu-Zeremonien geöffnet. Im gesamten Tempel laufen kleine Affen herum, die mit Vorliebe Sonnenbrillen und Tascheninhalte von unaufmerksamen Touristen klauen.
Unweit des Tempels befindet sich auch der weltbekannte Uluwatu Surfbreak. Die Wellen sind groß, schnell und nur für Experten Surfer gedacht. Wir schauen uns das Ganze von einem Café oben auf der Klippe an.
Um zum Surfbreak zu gelangen, muss man von der Klippe durch eine schmale Felsöffnung in eine Grotte hinunter steigen. Der Zugang führt durch eine in den Fels geschlagene Steintreppe. Bei Ebbe soll hier auch ein kleiner Strandabschnitt sein, davon ist gerade aber nicht viel zu sehen. Surfer aus der ganzen Welt reisen nach Bali, um in diese Grotte hinab zu steigen und die berühmte weltklasse Welle in Uluwatu zu surfen.
Als nächstes checken wir Padang Padang Beach ab, einen ebenfalls sehr beliebten Strand in Bali. Sehen und gesehen werden ist hier Programm. Hier wird gepost was das Zeug hält. Sixpack, Brazilian Bikini, Designer-Sonnenbrille, viel bronzefarbene Haut, jeder zeigt was er hat. Hier hängen die coolen surfer dudes / chicks und beach bums ab.
Mich interessiert der „Rip Curl Cup“, ein internationaler Tuberiding Surfcontest, der irgendwann im August in Padang Padang stattfinden soll. Nur wann wird das sein? Es heißt: „It’s on when it’s on“. Vielleicht morgen? Wer weiß das schon. Wann immer die Wellen gut sind!
Samstag Abends findet in Padang Padang eine Beach Party mit Barbecue, Bintang und indonesischer Reggae-Livemusik statt. Hier kann man es extrem gut aushalten!