Halong Bay ist das perfekte Beispiel dafür, wie überhand nehmender Tourismus den Zauber eines traumhaften Naturspektakels zerstören kann. Es handelt sich um eine große Bucht im Golf von Tonkin in Nordvietnam, aus der mehr als 3.000 majestätische Kalkstein-Inseln herausragen. Meer und Wind haben in vielen dieser Inseln enorme Höhlen kreiert.
Wenn man in Nord-Vietnam ist, sei Halong Bay ein Muss, sagt jeder. Ok, wir wollen uns selbst ein Urteil bilden und buchen eine 2-Tages-Tour. Eigentlich hasse ich Touren, aber es ist bei weitem die günstigste Alternative, um die Bay zu sehen. Außerdem muss man ohnehin auf ein Tour-Schiff gehen, um in die Bucht hinein zu fahren, egal ob man nun individuell anreist oder nicht.
Die Tour beginnt ab Hanoi mit einer drei- oder vierstündigen Busfahrt nach Halong City. Unterwegs hält der Bus an einer Raststätte. Wir werden vor einer riesigen Halle abgeladen, in der alle möglichen Arten von Souvenirs, Schmuck, Kleidern, Kunsthandwerk und anderer Kram zu horrenden Preisen verkauft werden. Puuuh, ist das krass. Es ist wie eine Kaffeefahrt.
Liebe Touristen, wir präsentieren euch auf dieser Tour die einmalige Chance, eure Kohle ganz schnell für unsinnige, fabrikproduzierte und extrem überteuerte Waren loszuwerden!
Boah, ist das schrecklich.
Augen zu und durch! Das sind nun mal die Nachteile einer Tour. Wissen wir, kennen wir. Haben uns bewusst für entschieden. Also, tief durchatmen und cool bleiben.
Am Pier warten schon unzählige Boote auf die Massen. Unser Boot ist sogar ziemlich nett, die Kabinen sind geräumig und hübsch eingerichtet, das Restaurant ist auch ok und es gibt eine coole Deck-Terrasse, auf der man sich in eine gemütliche, gepolsterte Liege fläzen und chillen kann.
Der “Tourguide” sowie die gesamte Crew haben so gar keinen Bock auf uns alle. Sie sind total unmotiviert.
Ok, ihr nervigen Touristen, könnt ihr jetzt bitte mal einchecken, aber pronto, und in 10 Minuten zum Essen kommen! Danke, dass ihr bezahlt habt, eure Kohle ist das einzige, was wir an euch mögen, ansonsten nervt uns mit nichts, danke, Ciao!
Das hat natürlich keiner wörtlich gesagt, aber so fühlen wir uns auf dem Boot.
Das Boot fährt in die Bay hinein und hält vor einer großen Insel. Wir werden in eine große Höhle dirigiert. Die Höhle ist von innen mit Scheinwerfern in allen erdenklichen Farben beleuchtet. Irgendwie unsinnige Präsentation, aber es schaut ziemlich abgefahren aus. Ich finde, es wäre eine verdammt coole Location für eine fette Trance-Party.
Wir laufen der Gruppe wie die Lemminge hinterher. Am Ausgang der Höhle warten schon die Snack- und Souvenirverkäuferinnen auf uns.
HELLO, YOU BUY SOMETHING!!
Äääähh, nööö, vielen Dank!
Zurück auf dem Boot. Das Wetter ist grau, es ist bewölkt, aber die Bay ist dennoch wunderschön anzusehen. Das Potenzial ist wirklich da. Halong Bay ist traumhaft und es könnte ein tolles Erlebnis sein, hier mit einem alten Holzboot reinzufahren… so richtig old-school-Vietnam-mäßig…
Aber so will irgendwie keine richtige Atmosphäre aufkommen. Das Ganze ist nur eine Abfertigungs- und Massenveranstaltung. Gott sei Dank sind coole Leute auf dem Boot und wir hängen zusammen auf der gemütlichen Deck-Terrasse ab. Die gute Gruppe hat den Halong Bay-Trip noch halbwegs gerettet.
Es ist traumhaft, auf ruhiger See in einem Boot einzuschlafen und aufzuwachen. Keine Geräusche um uns herum, es ist total ruhig und friedlich.
Ups and downs – so typisch für diesen Vietnam-Trip!
Eva
*OMG*