Selten waren meine Erwartungen bei einem Reiseziel so hoch. Bora Bora, die Königin unter den Südseeinseln… so unwirklich schön und so exklusiv, dass die meisten Normalsterblichen sie niemals zu Gesicht bekommen… mehr geht einfach nicht… dachte ich zumindest. Kein Wunder, dass zunächst Enttäuschung folgen musste.Der Flughafen von Bora Bora befindet sich auf einer Motu, zur eigentlichen Insel gelangt man in ein paar Minuten mit der Fähre. Die Gäste der Luxuresorts werden mit Blumenketten begrüßt und zu den Shuttle-Booten geleitet. Ähhh, wo muss ich nochmal hin? Ach so, auf die Fähre für das Fußvolk. Das macht nichts, denn wir fahren alle über das selbe Wasser. Ich werde total hibbelig und freue mich wie ein kleines Kind, als ich mich umschaue – das kann kein normales Wasser sein! Es ist derartig Neontürkis, dass es fast giftig erscheint. Totaler Wahnsinn!!!
Gott sei Dank gibt es auf Bora Bora auch Unterkünfte für Normalsterbliche (auch wenn sie das Dreifache dessen kosten, was ich im Schnitt pro Nacht in Neuseeland ausgegeben habe). Mein Guesthouse „Chez Robert et Tina“ befindet sich am Matira Point, dem südlichsten Punkt der Insel. Und wenn ich schon mal Bora Bora bin, nehme ich ein schönes Zimmer mit Lagunenblick. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Es wird Zeit, die Umgebung zu erkunden! Nach 10 Minuten komme ich auf dem Boden der Tatsachen an. Ich habe Matira ausgesucht, weil sich hier der einzige Strand der Insel befindet. Was ich sehe, ist ein schmaler Streifen mit zugegebenermaßen hellem und feinen Sand, aber direkt hinter einer Häuserreihe. Puh, von den Cooks bin ich andere Anblicke gewohnt! Fast direkt neben meinem Guesthouse befindet sich die berühmte Intercontinental Overwaterbungalow-Anlage.
Ganz nett diese Hütten, würde das Ganze Gerümpel nicht davor herumliegen! Matira sieht abschnittsweise ein wenig ungepflegt aus – nichts was man von einer Luxus-Destination erwarten würde. Es ist auch so seltsam ruhig hier. Es ist aber nicht diese friedliche, entspannte Ruhe, die Aitutaki ausstrahlt. Es deprimiert mich irgendwie. Die Urlauber, die ich auf dem Weg treffe gucken auch nicht gerade top-begeistert. Sogar die Hunde schauen total fertig und unmotiviert aus. Wahrscheinlich trägt auch die brütende Hitze dazu bei.
Was kann ich tun? Bei den Mietpreisen für Roller zucke ich zusammen. Die haben doch einen Dachschaden! Also miete ich ein Fahrrad. Ich muss in die „Stadt“, meinen Rückflug umbuchen. Ich bin irgendwie ein bisschen enttäuscht von Bora Bora – drei Tage erschienen mir zu viel. Leider habe ich nicht bedacht, dass Air Tahiti, genau wie fast alles andere, am Samstagnachmittag geschlossen hat. Sonntag logischerweise auch. Keine Chance, ich muss wohl hier bleiben!
Mit meinem Fahrrad beschließe ich, die ganze Insel zu umrunden. Wer weiss, vielleicht tue ich mit meinem verfrühten Urteil Bora Bora Unrecht? Was ich jedoch sehe, bestätigt meinen ersten Eindruck. Bora Bora hat wohl ihre besten Tage hinter sich. Der Tourismus hat seine Spuren hinterlassen. Die Gäste der Luxusresorts bekommen nur das zu Gesicht, was sie sehen sollen. Sie sehen aber nicht die heruntergekommen Häuser und verlassenen Ruinen, die vertrocknete Flora, Palmen, die in einer sumpfähnlichen Kloake stehen. Wäre ich jetzt in einem Entwicklungsland – ok. Aber das war einfach nicht das Bild, das ich erwartet habe. Vielleicht habe ich erwartet, dass Bora Bora das ultimative Highlight meiner Reise wird? Oder vielleicht haben mich Rarotonga und Aitutaki schon so verdorben?
Die Locals auf Bora Bora sind jedoch absolut goldig. Ausnahmslos jeder, der das radelnde, weiße Mädchen mit dem roten Kopf vorbeifahren sieht, grüßt freundich und winkt hinterher. Wie süß sind die denn!?
Am nächsten Tag werde ich von prasselndem Regen geweckt. Verdammt, das geht nicht, ich will doch die Lagunen-Cruise machen! Die wird natürlich abgesagt. Unnötig, denn es klart später auf und der Tag wird sonnig und heiß. Was tun? Mir fällt nichts ein, als mich mit meinem Buch auf den einzigen Strand zu knallen. Ach ja, die Lagune. Die ist schon klasse. Warm wie in der Badewanne, kristallklar und blau, wie in einem überdimensionalen Pool! So langsam schließe ich meinen Frieden mit Bora Bora.
Am dritten und letzten Tag mache ich schließlich die Lagunen-Tour mit den Leuten vom Resort „Chez Nono“. Das Wetter ist bombastisch. Ich bin sehr gespannt, ob die hiesige Lagune mit der in Aitutaki mithalten kann. Ziemlich schnell wird klar: Ja, sie kann, und wie! Das Spektrum und die Intensität der Blautöne ist einfach der total Wahnsinn. Während die Farben der Aitutaki Lagune eher sanft und pastellig sind, erstrahlt die Bora Bora Lagune in allen erdenklichen Variationen von fast schon grellem Blau. Es beginnt bei sanftem Türkis, geht über in Azurblau, Saphirblau, Kornblumenblau… Das Wasser ist so klar und sauber, dass das Korallenriff zum Greifen nah erscheint. Das ist alles kein Photoshop-Fake… genau so sieht die Bora Bora Lagune aus! Der absolute Hammer!
Die Schnorchelstops sind die Highlights der Tour. Die zweite Schnorchelsession machen wir nahe am Riff, wo das Wasser relativ flach ist. Wir sehen einen Schwarm von wunderschönen Stachelrochen und… kleinen Riffhaien!!! Die sehen so niedlich und lieb aus, dass man sie streicheln möchte! Die Haie sind es natürlich gewohnt, dass täglich neue, komische, glotzende Kreaturen mit dicken Schnorchelmasken kommen. Die Haie sind überhaupt nicht scheu und schwimmen ganz nah an uns vorbei. Einfach wunderschön!!! Ich ärgere mich nur ein bisschen, dass ich keine Unterwasserkamera dabei habe…
Zum Lunch kehren wir auf einer kleinen fast einsamen Motu ein. Das Essen ist hervorragend, es gibt gegrillten und rohen marinierten Fisch sowie andere polynesische Spezialitäten aus Kokos, „Breadfruit“, einer stärkereichen Krtoffelähnlichen Frucht, Taro, einer etwas mehlig schmeckenden Wurzel, Salate, Früchte… ein Traum! Und auf einer einsamen Insel schmeckt Südsee-Essen gleich noch mal so gut!
In der Nachmittagshitze geht es wieder auf das Boot und weiter um die Insel herum. Und die Farben der Lagune scheinen am Nachmittag fast noch intensiver zu leuchten. Ich kann mir nicht erklären woher das kommt – aber ich habe definitiv noch nirgendwo so schönes Meer gesehen. Einfach brillant!
Bei der dritten und letzten Schnorcheleinheit bekommen wir wieder Stachelrochen zu sehen. Die Bootsmänner haben ein bisschen Futter für die Rochen mitgebracht. Warum sollte man die Tiere künstlich an diesen Lieferservice gewöhnen? Das alles nur zur Belustigung der Urlauber? Finde ich ein bisschen daneben. Die Rochen finden das natürlich super und sind sehr zutraulich, fast schon aufdringlich. Ich überlasse das Füttern den Anderen.
Fazit Bora Bora: Die Lagune ist einfach überirdisch schön und wirklich nicht zu toppen. Die Insel an sich ist nichts besonderes und teilweise sogar etwas runtergekommen. Schöne Strände sucht man hier außerdem vergeblich (auch wenn Matira Point nicht schlecht ist) – dafür muss man in ein Luxus-Resort auf eine der Motus fahren. Mir ist das außerdem zu high-end-touristisch hier (was abzusehen war). Es gibt kaum noch eine schöne Motu, die nicht durch eine Overwaterbungalow Anlage einer großen Hotelkette verschandet wird.
Ich werde meinen Honeymoon dennoch woanders verbringen!
S. Lang
Liebe Alex,
langsam reicht es ;-)
Hier wird es über Ostern kälter, als Weihnachten und du schickst ein traumhaftes Bild nach dem anderen…..das geht so nicht weiter.
Ich sollte dich wieder nach Deutschland holen, damit du siehst, wie das Leben wirklich ist ;-)
Lass es dir gut gehen.
LG
S.
Michèle
Alex auf ihrer Polly Pocket Insel :) http://www.amazon.de/dp/B0043VWIRK/ref=asc_df_B0043VWIRK7471217/?tag=preisroboterd-21&creative=22398&creativeASIN=B0043VWIRK&linkCode=asn
Alexandra
Verrücktes Huhn!