Malapascua Island ist wunderschön anzuschauen. Das Meer, der Himmel, der Strand – es sieht alles aus, wie auf Postkarte. Trotzdem bin ich zunächst ein bisschen skeptisch, als ich auf der Suche nach einer Unterkunft den Puderzuckerstrand ablaufe.
Hier am Bounty Beach reiht sich ein schickes 5-Sterne PADI Tauchresort an das nächste. Es ist nicht geschmacklos und auch nicht total zugebaut, aber es ist schon ziemlich weit entwickelt. Malapascua Island scheint eher den betuchten Urlauber anzuziehen, der sich seinen Traumurlaub gern was kosten lässt. Ob das wirklich was für einen Budget-Backpacker ist?
Ich hab aber keine Lust, mit diesen etepetete Urlaubern an der schickimicki Resort Bar überteuerte Cocktails zu schlürfen und der langweiligen Coverband mit der schief singenden Tussi zuzuhören! Ich hatte gehofft auf Bambushütten am Strand, aus der selbst gebastelten Bar mit Strohdach kommt gechillte Reggae-Musik und ich bewege meinen Hintern aus der Hängematte nur heraus, um eine weitere Rum-Coke zu bestellen.. tja, dumm gelaufen! Der erste Eindruck von Malapascua Island ist nicht der beste.
Am nächsten Tag schaue ich noch mal genauer hin. Ich laufe am Strand bis zum letzten Resort und ein wenig weiter. Die touristische Infrastruktur hört abrupt auf. Nur bunte Fischerboote, Kokospalmen und spielende Kinder am Strand. Sonst ist hier nichts los.
Das ist schon besser!
Zurück zum Bounty Beach. Es ist ein strahlend schöner Morgen, die Sonne scheint, das Meer plätschert lieblich vor sich hin. Und diese Farben… einfach pervers! Seht selbst!
Malapascua Island fängt an, mir extrem gut zu gefallen!!!
Die größte Überraschung liegt 100 Meter hinter der durchgestylten Beachfront: Krasser kann der Kontrast wohl nicht sein. Ich stehe mitten in einem philippinischen Dorf, das sich wohl in den letzten 50 Jahren nur unwesentlich verändert hat. Es gibt keine geteerten Straßen, keine festen Mauern, keine Autos. Die Häuser sind einfache Hütten aus Bambus, Stroh und Wellblech, Frauen hocken davor und köcheln irgendetwas über offenem Feuer oder machen Wäsche mit dem Waschbrett(!), die anschließend draußen zum Trocknen aufgehängt wird, Kinder laufen barfuß herum und spielen, es gibt keine Playstation, kein Iphone. Die Menschen sind arm aber sie lächeln so wunderschön und sind so herzlich, dass ich mir scheiße vorkomme, wenn ich in meiner Levi’s Jeans vom letzten Tauchgang zurück in mein Guesthouse durch’s Dorf laufe.
Für unsere Empfindungen sind das primitive Zustände, aber die Dörfer sind picobello, kein Müll, kein Schrott liegt herum, alles macht einen gepflegten Eindruck. Ich laufe zur anderen Seite der Insel bis zu einem Leuchtturm. Die Menschen, die ich unterwegs auf Malapascua Island treffe, sind einfach der Hammer. Sie grüßen, sie lachen, sie winken mich herbei… neugierige süße Kinder wollen ihr Englisch üben… dieser Optimismus ist einfach ansteckend und die Lebensfreude und Gutmütigkeit dieser Menschen berührt.
Aber wo Arm und Reich so krass wie hier aufeinander treffen, sieht man sehr schnell auch die negativen Auswirkungen. Kinder werden zum Strand geschickt, um zu betteln oder etwas zu verkaufen. Einige der Kids machen das extrem gut:
Hello Ma’am! How are you today!?
I’m fine, thank you.
Is it your first time on Malapascua Island?
Yes, it’s my first time.
What is your name?
My name ist Alexandra.
Aahhhh, Alexandra. Beautiful name! Where do you stay?
Bibi’s Guesthouse.
Aaaahhh, Bibi’s.
Ein Moment Stille….
You want buy souvenir?!
Dann holen die smarten Racker die hinter ihrem Rücken versteckte Tüte mit Armbändchen und Ketten hervor. Die Mädchen sind 10 bis 12 Jahre alt und bereits sehr gewievte Verkäufer. Mir widerstrebt jedoch, diese Art von Arbeit zu unterstützen und nach dem zweiten Tag lassen sie mich in Ruhe, aber bei vielen anderen Leuten haben sie Erfolg.
Die kleinen Jungs wenden eine andere Masche an:
Hello Ma’am! You wanna sing merry christmas song?!
Weihnachten ist zwar schon zu Ende und bevor ich überhaupt irgendwas antworten kann, fangen sie an, ein Medley aus amerikanischen Weihnachtsliedern zu trällern.
Very nice, thank you!
Sie pausieren einen Moment oder zwei…
Sie öffnen die kleine Hand.
Money!
Ist das nicht krass? Wenn ich eine Banane oder Nüsse dabei habe, kriegen sie meine Vorräte. But no money!
Tourismus verdirbt eben manche Leute. Ich habe überhaupt nichts dagegen, Bändchen oder Schmuck bei Erwachsenen zu kaufen. Aber bei Kindern: No. Und dass Kinder zum Betteln geschickt werden, will ich einfach nicht unterstützen.
Aber es gibt auch Kids, die einfach nur süß sind und Bock haben, eine kleine Show abzuliefern. Filipinos sind echte Frohnaturen und sie lieben es zu singen und zu performen. Das hier sind meine Liebslingsfreunde vom Strand:
Der größte Stolz der Filipino Männer sind die prachtvollen Hähne. Sie werden gehegt und gepflegt und vorbereitet für den wichtigsten Wettsport im Land: Cockfighting.
Hahnenkämpfe sind ein traditionelles Spektakel, das hier auf Malapascua Island jeden Sonntag stattfindet. Die wunderschönen Tiere werden erst wuschig gemacht und dann aufeinander losgelassen, bis ein Tier schwer verletzt wird oder stirbt. Tierschutz ist hier kein Thema. Cockfights sind fester Bestandteil der Filipino Kultur. Ich habe mir mal so einen Cockfight auf Video angeschaut. Das hat mir gereicht. Nee, live muss ich mir das nicht geben!
Auch bei Tauchern ist Malapascua Island sehr beliebt, denn es ist einer der seltenen Orte, an dem man Thresher Sharks (Fuchshaie) sehen kann. Sie sehen echt niedlich aus, haben einen rundlichen Körper, riesige Augen und eine ganz lange Schwanzflosse. Fuchshaie sind nachtaktiv und kommen gegen Sonnenaufgang zur „cleaning station“ um sich von „Putzfischen“ von Parasiten und abgestorbener Haut säubern zu lassen. Heißt für Taucher: Um 5 Uhr morgens im Tauchshop aufschlagen. Herzlichen Glückwunsch.
Verpennt und noch gar nicht wirklich bereit für die kalte See fahren wir im Halbdunkeln zur Divesite. Der Mond steht noch am grauen Morgenhimmel, verblasst aber immer mehr und verschwindet langsam hinter den Baumwipfeln. Wir fahren dem Sonnenaufgang entgegen. Ein wunderbarer Moment zwischen Tag und Nacht. Nach rund 20 Minuten sind wir da. Mir ist nicht wirklich danach, jetzt in das dunkle Wasser zu hüpfen.
Nach rund 40 Minuten tauchen wir wieder auf. Ich fasse es nicht. Dafür bin ich um halb 5 morgens aufgestanden? Keinen einzigen verdammten Hai habe ich gesehen! Sie waren da, andere aus unserem Boot haben sie kurz gesehen. Unsere Gruppe ist erfolgreich an den Haien vorbei geschwommen. So ein Mist!
Trotzdem gefällt mir Malapascua Island immer besser. Ich treffe meine dänischen Freunde aus El Nido wieder uns lerne hier viele tolle und interessante Leute kennen. Malapascua ist keine Partyinsel, aber wir feiern zusammen ein cooles Silvester mit ordentlich Rum-Coke, wie sich das auf den Philippinen gehört. Die Nacht endet in der „Disco“, einer Open Air Party auf einem Basketballfeld. Hier feiern Locals und Touristen jeden Alters zusammen, Kids tanzen neben den Omas – eine sehr lustige Veranstaltung.
Das ist la vida loca, Filipino-Style!
Silvio Hack
Schöne Fotos Alexandra !!!