Nachdem wir den Morgen damit verbracht haben, durch die Altstadt Yangons zu laufen, ein Frühstück zu suchen, uns mit zig wildfremden Leuten zu unterhalten, wollen wir schauen, ob es möglich ist, das Haus von Aung San Suu Kyi zu sehen, in dem lebte und in dem sie 15 Jahre unter Arrest stand.
Wir fahren mit dem Bus bis zum Inya Lake und laufen von dort aus zu Fuß weiter. Dieser Teil von Yangon ist weit weniger spannend. Alles ist übersichtlich und sauber, die Straßen sind gut, wie in einer x-beliebigen Stadt. Alle, die wir nach dem Weg fragen, schauen uns mit großen Augen an. Aung San Suu Kyi wird von den Burmesen verehrt. Aber obwohl sie kürzlich ins Parlament gezogen ist, haben wir das Gefühl, dass die Leute noch immer ein bisschen hinter vorgehaltener Hand über sie reden, als hätten sie sich noch nicht ganz daran gewöhnt, dass es kein Tabu mehr ist. Sie strahlen bei der Nennung ihres Namens, senken aber dennoch ein bisschen ihre Stimme, als würde jemand mithören, der das gar nicht lustig findet.
Aung San Suu Kyis Haus erkennt man nur an den zwei NLD Flaggen. Ein schweres Tor verhindert den Blick in den Hof. Es ist für Besucher geschlossen. Über dem Tor ist ein Bild ihres Vaters, des Generals Aung San befestigt. Kein Schild, kein Hinweis darauf, dass sie hier gewohnt hat. Wir sind ein bisschen enttäuscht. Schade!
So bleibt uns Zeit, uns die Haupt-Attraktion der Stadt anzuschauen: die Shwedagon Pagode.
Puh! Noch ein Tempel! Ich bin von dem Anblick von Tempeln inzwischen total übersättigt!
Aber die Shwedagon Pagode ist eine andere Hausnummer.
Eine gewaltige, fast 100 Meter hohe Stupa, komplett mit echtem Gold überzogen. In ihre Spitze wurden Diamanten, Rubine und Saphire eingebaut. Die Pagode ragt mitten aus einem ganzen Komplex aus vielen kleinen Tempeln, Schreinen und Buddha-Statuen. Ihre schiere Größe ist überwältigend. Gold wo man nur hinschaut. Der burmesische Tempel-Baustil unterscheidet sich völlig von dem der anderen überwiegend buddhistischen Länder, wie Thailand, Laos und Kambodscha.
Für die Burmesen ist der Besuch der Shwedagon wie eine Pilgerreise. Einmal im Leben muss jeder Burmese dort gewesen sein.
Der Tempelkomplex ist in sich geschlossen, keine störenden Geräusche dringen ins innere. Man darf nur barfuß hinein, die Knie müssen bedeckt sein. Pat bekommt einen Longhi verpasst, ich komme mit meiner langen Schlabberhose durch. Metallisches Geklimper kommt von silbernen Mobiles und Glocken, es riecht nach Raucherstäbchen. Es sind viele Menschen da, aber die Atmosphäre ist geradezu meditativ. Es ist Wahnsinn, welche prunkvollen Bau- und Kunstwerke aus dem Glauben an Buddha entstanden sind. Da sieht man wieder, dass Burma eigentlich ein „reiches“ Land ist, zumindest reich an Bodenschätzen. Leider kommt nichts bei der normalen Bevölkerung an.
Nach zwei Stunden tun mir die Augen weh vom vielen Gold – totale Reizüberflutung!
Trotzdem: Für mich ist die Shwedagon Pagode mit Abstand der der schönste Tempel Südostasiens.