Wasserschlacht zum Khmer Neujahr

Battambang ist die zweitgrößte Stadt Kambodschas, wirkt aber wie eine kleinere Provinzstadt. Es gibt eine Handvoll Hotels, ein paar westlich angehauchte Etablissements, aber der Rest ist Kambodscha pur – Tempel, Märkte, Armut, Müll…Ein paar alte schöne Kolonialhäuser saumen das Flussufer, aber der “bang” bleibt zunächst aus. Battambang ist ganz entspannt, aber es gibt auf den ersten Blick eigentlich wenig Spannendes zu sehen oder zu tun.

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Ich treffe hier Karo, meine Schwester wieder, die auch gerade durch Südostasien tourt. Wir waren zusammen auf Koh Rong, haben uns aber für Angkor getrennt, weil sie letztes Jahr schon da war. Jedenfalls wissen wir nicht viel in Battambang anzufangen. Wir leihen uns zusammen mit Cinja Fahrräder aus und cruisen ein bisschen durch die Gegend.

Es ist immer noch Khmer Neujahr, aber das fällt im Stadtzentrum gar nicht so auf. Als wir die kleinen Straßen am Stadtrand vorbeifahren, fühlen wir es aber am eigenen Leib. Ehe wir’s merken, kommen die ersten gut gezielten Wasserbomben angeflogen.

K-l-a-t-s-c-h!

Manche Locals sind etwas zurückhaltend und scheinen nicht genau zu wissen, ob sie das bei uns “dürfen” – wir sind schließlich die einzigen Touris weit und breit. Aber als sie sehen, dass wir uns halb totlachen, verschwindet ihre Scheu und sie übergießen uns (und sich gegenseitig) breit grinsend aus großen Wasserkübeln.

Wir fahren kreischend an unseren kleinen und großen Peinigern vorbei, manchmal können wir nicht mehr vor Lachen und müssen anhalten. Sofort kommen sie angerannt und kippen Babypuder über uns aus. Nach ein Paar Minuten sehen wir richtig geküßt aus.

Happy New Year!!!

Das Khmer Neujahr wird zu Hause zusammen mit der Familie gefeiert. Die Wasserschlacht zum Neujahr ist ein traditionelles Spaktakel in Thailand, Burma, Laos und auch Kambodscha. Wir werden von irgendwelchen Unbekannten auf das erste Bier eingeladen. Es ist total süß, wie die Leute sich freuen, dass das Spiel mitspielen. Und das, wo wir inzwischen echt angeklatscht ausschauen!

In Battambang gibt es eine ausgediente Zugstrecke, die inzwischen noch zum Spaß mit einem “Bamboo-Train” befahren wird –  inzwischen nur noch zur Touristenbelustigung. Wir machen den Unsinn mit, denn wir sind gerade ein bisschen überdreht. Der Bamboo-Train ist ein lustiges open-Air Gefährt, das aus Rollen, einer Bambusplattform zum sitzen und einem Antrieb besteht. Wir steigen in dieses Ding und unser cooler Lokführer startet…

Der Bamboo Train macht die gleichen Geräusche, wie ein echter Zug. Der Lärm des Antriebs, das Klackern auf den Schienen… Es geht ganz schön ab hier, wir sind ziemlich schnell.

Als wir auf dem Rückweg sind, kommt uns ein anderer Bamboo Train entgegen. Die Strecke geht nur one-way, und so muss der Zug, der weniger Leute hat, von den Schienen genommen werden, um den anderen vorbei zu lassen. Kein Problem für unsere Zugführer. In 2 Minuten bauen sie den Train ab- und wieder auf.

Der Bamboo Train ist ein totaler Blödsinn, aber wir finden es heute superlustig.

Auf dem Rückweg müssen wir noch mal an der Neujahrs-„Angriffszone“ vorbei. Die Feierei ist jetzt in vollem Gange. Wir werden erst ordentlich nass gemacht, abgepudert und dann besteht man darauf, dass wir die Familien-Party mitkommen. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen!

Die Khmer Neujahrs Party findet im Garten vor dem Haus statt. Jede von uns kriegt eine Bierdose mit Strohhalm in die Hand gedrückt und dann geht die Vorstellungsrunde los. Einige Familienmitglieder können nur ein bisschen oder gar kein Englisch, aber mit ein bisschen Pantomime und Herzlichkeit verständigen wir uns ziemlich gut.

Die Khmer posieren sehr gern für die Kamera, insbesondere wenn es nicht ihre ist. Die Stimmung steigt, und wir werden zum Tanzen gerufen – Cambodia-style natürlich!

Wir werden pausenlos mit Bier und Snacks versorgt – und ehe ich mich versehe, habe ich es in der Hand…

Einen frittierten Hühnerfuß!!!

Hmmmm, Cambodia food, very gooood!!!

Hilfe! Soll ich das Ding wirklich essen? Aus Höflichkeit mal probieren? Ich gucke rüber zu  Cinja. Sie schaut den Hühnerfuß in ihrer Hand auch lachend und etwas ratlos an. Karo hat gerade noch rechtzeitig gemerkt, was ihr unter die Nase gehalten wurde und konnte höflich ablehnen. Ich knabbere ein bisschen an der Panade. Schmeckt zunächst mal wie das ganze andere fettige, frittierte Asia-Zeugs. Aber dann… oh nein… ein Hühnerfuß hat kein Fleisch. Es ist nur glibberige Haut, Fett und Knochen. Igitt! Ich lasse den Fuß unauffällig verschwinden.

Andere Familienmitglieder finden es total lecker…

Wir tanzen, quatschen, trinken, machen Fotos, spielen mit den Kids bis es dunkel wird. Wir haben Hunger auf ein bisschen was anderes als Hühnerkrallen, bedanken uns tausendfach und verabschieden uns. Unsere Familie ist wirklich rührend und winkt uns lange hinterher. Wir fühlten uns wie Ehrengäste.

Der Battam-bang kam zwar nicht auf den ersten Blick, aber ich hatte hier eines meiner besten Erlebnisse in Kambodscha. Ein traumhafter Tag!