Hoi An ist Vietnam aus dem Bilderbuch. Weitgehend von den Zerstörungen des Krieges verschont, ist die gesamte historische Altstadt von Hoi An UNESCO Weltkulturerbe.
Wenn man nahe des Flussufers durch die kleinen Gassen zwischen den gut erhaltenen Altbauten und Tempeln durchläuft, kommt man sich ein bisschen vor, wie im alten AsienUm die bunten Häuserwände und Fensterläden schlingen sich pinkfarbene Blüten, rote chinesische Tee-Lampions baumeln von Torbögen, Vietnam-Mamas in Pyjama-artigen Anzügen verkaufen Kaffee und Snacks auf den Bürgersteigen, uralte Opis bewegen sich langsam auf ihren Fahrrädern voran. Hoi An ist was fürs Auge!
Der Markt in Hoi An ist einer der hübschesten, die ich in Asien gesehen habe. Direkt am Flussufer und in kleinen Gassen dahinter ist der Umschlagplatz für alle Arten von Gemüse, Obst, Fisch und alle erdenklichen anderen Waren.
Hoi An ist eher auf den betuchten Touristen ausgerichtet. Die Hotels sind wesentlich teurer als in anderen Teilen von Vietnam, viele haben einen Swimmingpool und ein eigenes Restaurant. Für einen Budget-Backpacker nicht so einfach, etwas günstiges zu finden. Irgendwie haben wir Glück und bekommen einen guten Tipp. Das Haus, vor dem wir stehen, hat nicht mal ein Schild, das auf ein zu vermietendes Zimmer hindeutet. Uns siehe da, man bietet uns ein Zimmer für 6 Dollar, ein unglaubliches Schnäppchen für Hoi An. Wir wohnen zusammen mit einer Großfamilie. Unser Zimmer ist voll mit Möbeln und Kleidern, das Bad steht voll mit Shampoos und Seifen, es ist als würde man bei Bekannten übernachten. Die Familie bereitet eine Matratze auf dem Boden vor und voilà: fertig ist das Bett!
Die Vietnamesen tun alles, um Hoi An bestmöglich zu vermarkten. Es wäre ein so entspanntes Städtchen, wären da nicht die omnipräsenten und extrem nervigen Schlepper, Moto-Fahrer und penetranten Verkäufer. Man kann kaum fünf Meter laufen und schon wird man angequatscht. Auf dem Markt spricht mich eine Kosmetik-Dame an und will mir alle möglichen Beauty-Behandlungen andrehen. Dass ich mich bedanke und weiterlaufe, stört die Gute nicht. Ohne ihren Redeschwall zu unterbrechen, grabscht sich mein Handgelenk und will mich festhalten. Irgendwann nervt so etwas einfach nur. Können die Vietnamesen nicht verstehen, dass das permanente Angequatsche so auf den Geist geht, dass man kaum noch einen Laden betreten möchte? Sie machen sich dadurch ihr eigenes Geschäft kaputt. Mag vielleicht bei einigen Leuten funktionieren, für mich ist es einfach nur ein Abtörner.
Hoi An war ehemals ein wichtiger Hafen der Seidenstraße. Die Effekte sind heute noch sichtbar: Nirgendwo anders in Südostasien ist das Angebot an Textilien so groß. Für umgerechnet 80 US Dollar bekommt man einen maßgeschneiderten Anzug in hervorragender Qualität. Die gesamte Stadt ist übersäht mit Schneider- und Textilläden. Von leichten Sommerkleidern über seidene Abendroben bis zu schicken Businessklamotten – alles ist möglich. Die Konkurrenz ist groß und die Verkäufer kämpfen mit allen Anstrengungen um Kunden (siehe oben!).
Die Küste ist nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt. Mit dem Rad wollen wir abchecken, was der Strand so kann. Leider nicht so viel. Es ist nicht total schlecht, aber das Meer ist sogar für mich Ozeanfanatiker irgendwie nicht so einladend. Es ist grau und trüb, und es riecht nicht wirklich gut. Nein, danke, schwimmen überlasse ich anderen.
Wir laufen den Strand entlang und treffen auf eine Runde Einheimische. Sie rufen uns herbei und lassen ihre 1.5 PET-Flasche mit selbst gebranntem Reisschnaps kreisen. Trotz der Sprachbarriere verstehen wir uns prächtig mit allen und nach einer Stunde sind alle angetrunken. Schön zu sehen, dass es auch Vietnamesen gibt, die sich aus Freundlichkeit und Gastfreundschaft mit uns abgeben – ohne Geschäft machen zu wollen.