Queenstown ist das „Adventure Capital“ Neuseelands. Der hübsche kleine Ort liegt wunderschön am Lake Wakatipu inmitten der neuseeländischen Alpen. In keiner anderen Stadt kann man sein Travelbudget für diverse Fun-Aktivitäten wie Skydiving, Paragliding, Bungy, Rafting, Jet Boating, Canyoning (um mal eine kleine Auswahl zu nennen) ausgeben. Das Angebot ist riesig. Was hier an Kohle von meist sehr jungen Leuten ausgegeben wird, ist unglaublich. Die Tourismusindustrie läuft wie eine gut geölte Maschine. Was man tagsüber nicht auf den Kopf gehauen hat, wird man natürlich auch problemlos am Abend in den vielen Restaurants, Pubs, Clubs und diversen anderen Etablissements los. Geil! Hier bin ich richtig!

Seit Tagen kann ich nicht aufhören, daran zu denken. Soll ich oder doch nicht? Eigentlich habe ich mich schon längst entschieden. Aber dann wird mir wieder flau, wenn ich es mir bildlich vorstelle. Riley, der Mann von der Hostel-Rezeption, steckt mich mit seiner Begeisterung an, wenn er mit breitem Grinsen und leuchtenden Augen davon schwärmt. You’ll have sooooo much fun!!! Ok, ich überwinde mich und buche den Nevis Bungy, den höchsten Bungy in Australasien. Danach bin ich um 260 Neuseeland Dollar erleichtert. Autsch!

Wenige Stunden später geht es auch schon zum Nevis Bungy. Eine Gruppe unbekümmerter junger Leute mit locker sitzender Brieftasche (und mir) wird eingesammelt und nach 45 minütiger Busfahrt auf irgendeinem Berg mitten im Nichts wieder herausgelassen. Das Ganze wirkt extrem routiniert und professionell. Mehrmals täglich stürzen sich hier unerschrockene Adrenalinjunkies kopfüber unglaubliche 134 Meter über den Nevis River in die Tiefe.

In Queenstown wurde angeblich 1988 der Bungy erfunden. Das Original wird vom Monopolisten AJ Hackett bis heute an (bzw. von) der Kawarau Brücke angeboten. Hier springt man jedoch „nur“ 43 Meter. Der Nevis ist eine andere Hausnummer. Wer den Nevis Bungy in Queenstown gemacht hat, kann sich stolz ein T-Shirt mit der Aufschrift „Go BIG or go home!“ zulegen. Bungy Jumping in Queenstown – insbesondere der Nevis – ist nichts für Softies!

Wir werden in einer kleinen Gondel zur „Absprungstation“ gefahren. Alle wirken ziemlich ruhig und gefasst – bin ich hier die einzige, die mega-aufgeregt ist? Mir ist ein bisschen schlecht… ich muss zugeben, ich hab echt die Hosen voll! Das Bungy-Team ist kernig, aber sehr nett und locker und wirkt auch sehr vertrauenswürdig. Trotzdem… meine Nervosität wird einfach nicht weniger! Die Leute, die vor mir springen, machen das total lässig… oder ist das nur gespielt, weil es uncool ist, als 18-jähriger zu zeigen, dass einem die Knie schlottern?

Ich bin dran und muss mich auf einen Stuhl setzen, in dem ich mit diversen Gurten und Halterungen behängt werde und wo auch die Füße zusammengebunden werden. Meine ganze Nervosität war absolut nichts im Vergleich mit dem, was jetzt kommt: Der schlimmste Moment – der Weg zur Absprungplattform! Der Blick nach unten in die Schlucht haut mich weg. Scheiße! Was hab ich mir da eingebrockt? Das ist total irre! Panik! Zum Glück habe ich keine Zeit zum Denken, denn der Bungy-Mann zählt den Countdown. Three… two… one… JUMP!

Zögern geht nicht. Man muss einfach machen. Nach dem krassen Moment des Absprungs fühlt sich der freie Fall einfach grandios an. Ein völlig neuer Sinneseindruck – totale Freiheit! Alles ist ruhig – das einzige was ich höre ist das Rauschen der Luft. Es sollen insgesamt 8,5 Sekunden freier Fall sein, aber es fühlt sich rückblickend wie ein kurzer Augenblick an. Aber es ist der Wahnsinn!!! Das Bungy Seil spannt sich und schnellt wieder hoch. Ich hatte befürchtet, dass das total unangenehm zieht, aber ich merke nichts. Bungy Jumping ist wie ein irrer Rausch!

I did it but I wanna do it again!