Luang Prabang liegt idyllisch direkt am Mekong. Die Stadt wird oft als „Perle des Orients“ und „romantischste Stadt Asiens“ bezeichnet. Kaum zu glauben, dass Luang Prabang eine der größten Städte in Laos sein soll. Alles geht hier sehr gemächlich zu. Ich frage mich: Kennen Laoten überhaupt das Wort „Stress“?
Romantisch ist tatsächlich eine ziemlich treffende Bezeichnung für Luang Prabang. Die Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und die vielen Kolonial-Häuser im französisch-asiatischem Stil sind gut erhalten oder schön restauriert. Überall findet man hübsche Pensionen, französische Bäckereien und Cafés und bodenständige Suppenläden, kleine, verwinkelte Gassen, die einen am Ende wieder zum Mekong oder dem Nebenfluss Nam Khan führen, in welchen Kinder und Mönche baden. Das Leben der Laoten findet überiwgend draußen Stadt. Gelegentlich sieht man ganze Familien, die zum Mittagessen Tische und Stühle auf der Straße aufbauen und danach gemütlich Beerlao trinken. Die Laoten scheinen sich überhaupt nicht zu stressen. Davon kann man sich als Europäer einiges abgucken!
Natürlich sind wieder unzählige Tempel mit goldverzierten Dächern über die ganze Stadt verstreut. Als ich mir einen der Tempel anschaue, spricht mich ein junger Mönch an wir unterhalten uns eine Weile. Er ist 16-jähriger Novize, spricht fließend Englisch und scheint auch sonst ein pfiffiges Kerlchen zu sein. Sein Tag besteht aus Lernen (insbesondere Englisch und andere Sprachen) und Meditieren. Essen gibt es nur zwei mal am Tag, deshalb schlürft er Kakao aus einem Trinkpäckchen, weil ihn das ein bisschen satt mache. Er will nicht ewig als Mönch leben, sein Traum ist es zu studieren und irgendwann auch mal in andere Länder zu reisen. Aber aktuell sind Vergnügungen aller Art einfach nicht drin, nicht mal spielen dürfe er. Als ich ihm sage, dass ich in Huay Xai ein Paar Mönche beim kicken gesehen habe, die sich auch noch beim Thema Champions League hervorragend auskannten, macht er riesige Augen. Das dürfe man doch nicht! Auch Kontakt mit Mädchen sei natürlich nicht erlaubt, nicht einmal berühren dürfe er sie. Aber er könne damit leben. Er erklärt mir, wie man als Mönch einer Frau einen Gegenstand auf korrekte Weise überreicht. Man müsse den Gegenstand auf eine Unterlage oder Ähnliches legen, damit er und die Frau nicht gleichzeitig denselben Gegenstand berühren. Und dann will er mir das mit seinem leeren Kakao-Trinkpäckchen demonstrieren – und holt dafür sein Smartphone heraus! Ich muss grinsen und frage ihn, woher er denn das fancy Phone habe. Ach, das Ding, ja, das habe ihm eine gute Bekannte aus Australien geschenkt! Ob das nicht auch unter Spiel und Vergnügungen falle? Ach nö, das sei schon ok! Also, Sachen gibt’s!
Spätestens in Laos gewöhnt man sich total daran, dass einfach überall orange-gekleidete Mönche herumlaufen. Sie sind auch jeden Morgen ganz früh, noch vor Sonnenaufgang schon unterwegs, um Almosen zu sammeln. Das ist mir jedoch weder in Thailand noch in Laos aufgefallen, weil vor Sonnenaufgang einfach nicht so meine Zeit ist. Aber in Luang Prabang soll die Stadt morgens voll von den almosensammenden Mönche sein (wundert mich nicht, wenn an jeder Ecke ein Tempel steht!) und ich beschließe einmal richtig früh aufzustehen. Und in der Tat, irgendwann kommt aus einem der Tempel ein Gong-Geräusch und die Mönche kommen hintereinander im Gänsemarsch auf die Straße, barfuß und mit großen Krügen bewaffnet, in die die Almosen sollen. Die gläubigen Buddhisten warten schon, um ihnen etwas zu essen zu geben. Sogar einige kleine Kinder hocken am Straßenrand mit ihren Eimerchen. Aber ab und zu meine ich zu sehen, dass auch die Mönche den Leuten etwas abgeben. Ich bin verwirrt! Wer gibt jetzt wem was?
Lunag Prabang ist wirklich wunderhübsch. Alles ist gepflegt und nett zurecht gemacht. Fast wie in einer Filmkulisse. Ist das wirklich Laos? Nach einem armen Entwicklungsland sieht es hier jedenfalls nicht aus.
Wir wollen mal abchecken, was die Umgebung von Luang Prabang noch zu bieten hat. Rund eine Stunde Fahrt vom Stadtzentrum entfernt soll im Dschungel ein Wasserfall sein. Na super, jedes Kaff in Asien hat einen Wasserfall, was soll daran besonders sein? Ich lasse mich jedoch überreden und wir fahren mit dem Tuk Tuk hin. Ich muss zugeben: Dieser Wasserfall hier ist tatsächlich besonders. Er ist besteht aus vielen kleinen Kaskaden, und das Wasser ist fast türkis. Schon mal einen türkisen Fluss gesehen? In dem kann man sogar drin baden, denn der Fluss bildet viele flache Pools und tiefe Wasserlöcher. Es hat ein bisschen etwas von einem Wasser-Vergnügungspark, aber es ist dennoch wunderhübsch. Natürlich. Wir sind ja auch in Luang Prabang!
Man muss die Schönheit dieser Stadt einfach anerkennen. Aber nach zwei Tagen fühlt es sich irgendwie komisch an. Es wirkt ein wenig, als sei Luang Prabang extra für Touristen nett zurecht gemacht. Der Nachtmarkt zum Beispiel ist ein reiner Souvenirmarkt für Backpacker. Es gibt wirklich nette Sachen aber kein Laote würde sich jemals hier verirren, es sei denn, er hätte etwas zu verkaufen. Unzählige Stände mit Sandwiches, Fruchtshakes und Crépes bedienen den falang-Geschmack. Auf der nächtlichen Fressmeile treffen sich ausschließlich Touristen. Klar, ich bin auch einer, aber es ist spätestens am zweiten Abend immer das selbe – und es ein bisschen langweilig.
Luang Prabang sollte man dennoch nicht verpassen. Aber nach ein Paar Tagen wird mir wird klar: Ich muss auf die Suche nach dem „echten“ Laos.