Wenn ich schon in Indonesien bin, will ich zumindest einmal auf einen Vulkan steigen. Der wahrscheinlich am einfachsten zu erreichende Vulkan Javas ist Mount Bromo – mit über 2.300 Metern nicht der höchste, aber immerhin aktivste Vulkan. Als wir das Bromo-Dorf erreichen, ist es bereits nach 21 Uhr – das bedeutet in Indonesien: stockfinstere Nacht. Da ich nur in Ausnahmefällen eine Unterkunft vorbuche, stehe ich mal wieder etwas verloren da. Der Minivan in den ich in Probolingo gestiegen bin, hält vor Yoshi’s Guesthouse. Ich wäre ja lieber in einem irgendeinem Homestay in Cemoro Lawang geblieben, von wo man locker zum Bromo laufen kann – von Yoshi’s ist die Strecke 4 km länger. Wahrscheinlich hat der Van-Fahrer auch einen Deal mit dem Guesthouse, aber ich bleibe dort, denn mir ist nicht mehr danach, so spät noch nach Unterkünften zu suchen.
Zum ersten Mal seit Monaten bin ich an einem Ort, wo die Lufttemperatur unter 35 Grad liegt. Es ist sogar ziemlich frisch hier auf rund 2.000 Metern Höhe. Ich gehe direkt schlafen, denn meine Vulkanbesteigung soll direkt am nächsten Morgen beginnen.
Mein Wecker klingelt um 3:30 Uhr – das ist sowas von brutal! Um 4 Uhr ist der Tour-Jeep startklar. Mit dem Jeep kann man zuerst zu einem Aussichtspunkt auf dem Mount Pananjakan fahren, von wo aus man den Sonnenaufgang über dem Bromo-Krater besonders gut sehen kann. Anschließend geht es dann zum Bromo selbst, auf den man dann selber klettern muss.
In mir kommt wieder der Querulant durch und ich beschließe, die Tour nicht mitzumachen, sondern meinen Weg direkt zum Krater anzusteuern. Der Jeep-Fahrer lässt mich am Anfang des Wanderwegs in Cemoro Lawang heraus und fährt mit dem Rest der Leute weiter zum Lookout am Mount Pananjakan.
Es ist stockfinster hier und ich habe keine Ahnung ob ich richtig laufe. Warum geht hier bergab und wo zum Teufel ist der Kraterkegel?
Zwei weitere Leute laufen in die selbe Richtung. Wird schon stimmen! Meine Taschenlampe reicht gerade aus, um eventuelle Stolperhindernisse auf dem Weg zu beleuchten. Nach ein paar Hundert Metern endet die Straße und geht über in die Caldera, eine Art Riesenkrater, auch „Sea of Sand“ genannt. Langsam dämmert es und ich erahne die Umrisse eines Schlots, der aus der Caldera herausragt.
Roller brausen im Halbdunkeln durch den schwarzen Vulkansand. Sonst keine Geräusche hier. Die Umrisse der Landschaft werden langsam deutlicher. Ist das noch Planet Erde oder bin ich auf dem Mond?
Langsam wird es etwas steiler. Man kann den Weg bis zum Fuß des Kraters auch auf dem Pferderücken zurücklegen. Kommt natürlich nicht in Frage. Es ist fast hell und ich sehe immer mehr Menschen, die das selbe Ziel wie ich haben. Ein kleiner verlassener Hindu-Tempel steht hier mitten im Nichts. Diese Gegend hat für die hinduistische Minderheit aus der Bromo-Gegend eine spirituelle Bedeutung. Der Kraterrand liegt direkt vor mir. Vorher muss ich aber noch fünftausendachthundertzwanzig Stufen bezwingen.
Völlig außer Atem und nach insgesamt einer Stunde Wanderung komme ich gegen 5:15 Uhr endlich oben an. Der Blick auf die Vulkanlandschaft ist bombastisch. Eine riesige Kraterebene, umgeben von einer dramatischen Felslandschaft. Direkt neben uns der Blick den perfekten Kegel von Bromo. Aus dem Seitenschlot, an dessen Rand wir stehen, kommen gewaltige Schwefelwolken heraus.
Die anderen Vulkanbesteiger sind überwiegend Indonesier, alles junge Leute, die ganz gut Englisch sprechen. Die meisten Indonesier besitzen gar keine warme Kleidung – manche von denen sind sogar im T-Shirt unterwegs. Wir unterhalten und ein bisschen und sie sind total erstaunt, dass ich den ganzen weiten Weg aus Deutschland nach Java gekommen bin. Und was schon auf Bali aufgefallen ist: Javaner lieben es, Fotos zusammen mit westlichen Weißbroten zu machen. Ein bezauberndes Volk.
Und dann kommt der Moment auf den alle warten: Sonnenaufgang. Die Sonnenstrahlen färben zunächst die Spitze des Bromo Kraters in ein warmes Goldbraun… nach ein paar Minuten schimmert die gesamte Kraterebene wie eine Vulkanlandschaft in den unglaublichsten Grau-, Braun-, Blau- und Schwarztönen. Es ist ein klarer Morgen, der Himmel ist blau, die Sonne strahlend hell. Es gibt kaum Vegetation, nur Vulkanasche, Erde und Stein… Ein end-of-the-world-Szenario, aber ein verdammt schönes. Es führt mir vor Augen, wie unglaublich dieser Planet ist. Meine Kamera läuft heiß, ich versuche diesen Moment irgendwie einzufangen, aber natürlich kann kein Foto diese Stimmung wiedergeben.
Fazit Mount Bromo: eines der besten und intensivsten Travel-Erlebnisse der letzten Monate!