Muang Ngoi, Nordlaos. Der entspannteste Ort des Planeten

Je unbequemer die Reise, desto authentischer die Orte. Diese Gleichung geht fast ausnahmslos auf. Aber auf der Suche nach dem „echten“ Laos nehme ich das gern in Kauf!

Muang Ngoi ist eine Stunde Fahrt auf dem Mekong von Nong Khiaw entfernt. Es ist mit der Fahrt nach Luang Prabang nicht vergleichbar. Falang, Einheimische und ein paar Hühner hocken aneinander gequetscht in einem engen, alten Holzkahn. Die Leute im vorderen Teil des Boots kriegen je nach Wellengang und Strömung gelegentlich einen kräftigen Schwall Fluss-Wasser ins Gesicht geklatscht. Zwischen den Passagieren werden riesige, schwere Eisbrocken als Kühlschrank-Ersatz transportiert. Beerlao schmeckt gut gekühlt nun mal wesentlich besser!

Muang Ngoi ist ein kleines, unterentwickeltes Dorf. Unser Guesthouse unterschiedet sich in der Optik kaum von den Privathäusern. Die Straßen sind einfache, staubige Pfade. Elektrizität kommt vom Generator und der wird so gut wie gar nie genutzt. Kurz vor Sonnenaufgang wird man von einem der Tausend Hähne im Dorf geweckt. Drecksviecher! Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Dorfbewohner schon wach und arbeiten auf Feldern und am Fluss. Dieses Laos hier ist eine andere Welt.

Muang Ngoi. Laos

Aber was soll man in so einem Ort machen? Es gibt kein Internet, keine Sehenswürdigkeiten, kein Shopping. Aber direkt am Fluss gibt es eine Bar, die von der Lage her besser nicht sein könnte. Der Blick auf die hügelige Mekong-Landschaft ist einfach nicht zu toppen. Es ist der ultimative Ort zum Runterkommen. Ich kann mir nichts besseres vorstellen, als bei kaltem Beerlao und Mojitos mit netten Leuten den Tag in dieser Traumlocation zu verbringen. Ob hyperaktiver Workaholic, Burnout-Patient oder reisegestresster Backpacker – das ist der Ort, an dem man nicht anders kann, als in absolute Tiefenentspannung zu verfallen. Alle sind happy und zufrieden mit sich und der Welt. Dieses Laos gefällt mir immer besser!

Muang Ngoi, Laos

Muang Ngoi, Laos

Wir wollen noch ein wenig tiefer in dieses Land vordringen. Rund zwei Stunden laufen wir gemütlich durch die ruhige, friedliche Landschaft, überqueren Reisfelder und kleine Flüsse, und machen einen großen Bogen um die vielen Wasserbüffel, die uns unterwegs begegnen.

Wir kommen an in einem kleinen Dorf, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann.  In den letzten 100 Jahren hat sich hier wahrscheinlich nicht viel verändert. Es gibt keinerlei touristische Infrastruktur, keine Reiseagenturen, einfach nichts. Die Menschen leben hauptsächlich von Landwirtschaft, insbesondere dem Reisanbau und eventuell vom Fischen. Das einzige, was daran erinnert, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden, sind die kleinen Satelitenschüsseln vor den einfachen Bambushäusern.

DSC_1664

DSC_0027

Wir finden ein Homestay und beschließen über Nacht hier zu bleiben. Wir leben wirklich mit der Familie. Unser Matratzenlager befindet sich im selben Haus bzw. Raum, die einzige Trennung sind ein paar dünne Holzbretter. Die Dusche befindet sich im Freien, ein Sarong hilft, wenn man sich nicht vor allen komplett entblößen will.

Der Sohn unserer Gastfamilie zeigt uns die Umgebung und nimmt uns mit in den Dschungel. Ganz schön schlau, denn er will Feuerholz holen und Patrice und Cedric helfen ihm natürlich beim Schleppen. Zurück im Dorf spielen die Jungs Petanque und trinken Beerlao, die Mädels spielen mit den Kindern und Welpen und trinken Beerlao, ich fotografiere mich halb blöd. Alle sind super nett und entspannt und wir fühlen uns total wohl.

Und dann passiert etwas, das unsere Stimmung kippen lässt. Nach dem Abendessen läuft unsere Host-Mama umher und kassiert bei jedem ab. Und die Diskussionen gehen los. Sie sind so hinter unserem Geld her und versuchen uns sogar ein wenig mehr abzunehmen, als wir konsumiert haben. Uns geht es nicht um den einen Euro mehr oder weniger. Aber diese Geldgeilheit ist einfach total unsympathisch. Wir hatten einen super Tag und sind enttäuscht, dass es wegen des Geldes so ausgeht. Entschuldigung! Ja, wir sind „reiche“ Touris, aber wir wollen trotzdem als Gast behandelt werden und nicht als laufende Brieftasche. Es ist traurig, dass Geld Menschen so verderben kann.

Im Dorf gibt es zwei Familien, die Homestays haben. Wir hören später von anderen Leuten, dass die zweite Gastfamilie anders drauf sei. Naja, was soll’s. Abgehakt. Gleich am nächsten Morgen geht es zurück.

Wieder nach Muang Ngoi. In unsere Bar am Fluss. Wo die Welt in Ordnung ist.

1 comment