Einmal machen wir die Ausnahme und nutzen einen Regierungs-Service: Den Zug. Eigentlich wollen wir es so weit es geht, vermeiden, Dollars in die Taschen dieser Regierung zu spülen. Aber wir hoffen, einmal ein wirklich authentisches Reiseerlebnis haben. Wir drücken für uns ein Auge zu.
Der simple erscheinende Kauf eines Zugtickets ist eine Herausforderung. Zunächst will man uns keine “ordinary class” verkaufen. Wir sind schließlich Touristen und brauchen bequeme Schlafabteile mit Aircon! Aber wir bestehen auf die Holzklasse.
Ok, ok, 9 Dollar per person.
Was? Dollar? Können wir nicht mit Kyat zahlen?
Sorry, not possible. Only Dollar.
Mann sind die kompliziert! Wir suchen eine Wechselstube und achten darauf, dass wir perfekte Noten bekommen.
Jetzt aber! Zurück zum Ticketschalter!
Der Ticket-Aussteller holt das leere Formular raus: Passport, please.
Wollen die uns verarschen? Reisepass für die Ausstellung eines Zugtickets? Hätten die uns das nicht vorher sagen können? Sind wir umsonst 20 Minuten hierhergelaufen?
Ok, hilft ja alles nichts. Wir laufen in der Gluthitze des späten Vormittags zurück zum Hotel.
Und dann der Gipfel: Beim Bezahlen stellen sie sich an und wollen einen Dollar-Schein nicht annehmen! Nicht perfekt genug! Also für mich sieht der Schein aus, wie mit der Dampfpresse gebügelt! Zum Glück haben wir ausreichend Kyat umgetauscht und so schaffen wir es, die Mission Fahrkarte erfolgreich zu Ende zu bringen.
Die Zugfahrt ist ein Erlebnis. Wir sind die Attraktion im Großabteil. Die Locals sind zunächst etwas scheu, schauen uns an und grüßen nett. Nach ein Paar Stunden sind wir adoptiert. Sie kümmern sich um uns wie um Ehrengäste, bieten uns pausenlos Essen, Getränke und Zigaretten an. Sie fragen uns aus: Welches Land? Erstes Mal in Burma? Welchen Job zu Hause? Verheiratet? Kinder? Diejenigen, die Englisch können, müssen die gesamte Konversation ins burmesische übersetzen. Ein Junge kritzelt in sein Notizbuch: I am very happy to meet you! Wir sind gerührt.
Die Zugfahrt in der Holzklasse ist ansonsten echt hart, im wahrsten Sinne. Die Burmesen können in noch so unbequemen Positionen schlafen. Einige legen sich einfach auf eine Plastikplane auf den Boden, halb unter die Sitze. Ich kriege kein Auge zu. Morgens um 4 Uhr müssen wir umsteigen. Einer unserer Mitreisenden organisiert uns Tickets für die nächste Fahrt und führt uns zu unserem Zug. In Burma bekommt man auch in der ordinary class den vollen Service!
Es ist eine brutal lange Zugfahrt – 22 Stunden insgesamt – bis wir an unserem Ziel in Kalaw ankommen. Alle Knochen tun mir weh und ich muss dringend Schlaf aufholen. Trotzdem sind wir super happy für diese Erfahrung. Wir merken spätestens hier: Wir sind im Land mit den nettesten Menschen des Planeten.