Batad – die schönsten Reisterrassen der Philippinen

Denk an die Philippinen. Was kommt dir spontan in den Sinn? Weisse Strände, türkises Meer und Kokospalmen? Das ist so ziemlich alles, was auch ich mit den Philippinen assoziiert habe.

Aber es gibt so viel mehr, wofür es sich lohnt, hier her zu kommen! Ich bin in der Cordillera, dem bergigen Norden von Luzon, eine Nachtfahrt im Bus von Manila entfernt. Diese Berglandschaft habe ich überhaupt nicht mit den Philippinen in Verbindung gebracht.

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Die Philippinen waren ein kleines Mysterium für mich, als ich in Manila ankam. Ich hatte so gar keine Ahnung, wo ich in diesem riesigen Archipel anfangen sollte. Zum Glück bin ich in dem coolsten Hostel von Manila gelandet (falls jemand sich mal dorthin verirrt – ab ins „Chill-out Guesthouse„). Die Besitzer haben mir viele extrem hilfreiche Ideen und Anregungen gegeben.

Nach einer ruckligen Fahrt im eiskalten Nachtbus komme ich früh Morgens in Banaue an.

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Noch etwas verpennt mache ich mich auf zum Tourist Infocenter, um die Weiterfahrt in das Bergdorf Batad zu organisieren. Hier soll man die schönsten und beeindruckendsten Reisterrassen der Cordillera bewundern können. Die netten Mitarbeiter im Infocenter nennen mir 3 Optionen, die ich habe, um nach Batad zu kommen:

1. Ich nehme ein Tricycle (das eine lustige Filipino-Konstruktion, die aus einem Motorrad mit einem seitlich angeschraubten Metall-Fahrgastraum). Das Tricycle fährt aber nicht die gesamte Schotterpiste hoch, deshalb müsse ich von dort aus noch rund 2 Stunden nach Batad laufen.

 – Mit meinem gesamten Gepäck 2 Stunden durch die Berge laufen nach 3 Stunden Schlaf im Nachtbus!? Kommt nicht in die Tüte!

2. Ich nehme ein Jeepney, welches mich zu einen Punkt fährt, von dem aus ich nur noch 45 Minuten laufen müsste. Wenn ich jetzt los will, müsste ich jedoch ein privates Jeepney für rund 2.000 Pesos mieten – umgrechnet ca. 40 Euro. Vielleicht finde ich ja noch jemandem, mit dem ich die Kosten teilen kann.

– Seh ich aus, als ob ich für 2.000 Pesos den Berg rauf fahren würde? Sind die total verrückt geworden?

3. Ich warte auf das öffentliche Jeepney, welches 1x täglich fährt, allerdings erst um 14 Uhr. Das heisst, ich könnte dann in 6 Stunden los.

Das ist doch alles eine einzige Touristen-Mafia hier! Ich bin ein wenig ratlos und wäge meine Optionen ab. Meine Manila-Hostel-Menschen waren war nett und kompetent aber dass es so kompliziert werden würde, haben sie mir nicht gesagt…

Ma’am, you can go with the police car to Batad! Die Dame hinter dem Schalter reisst mich plötzlich aus meiner Grübelei. Was? Wie? Mit dem Polizeiwagen? Ob die das echt machen? No problem, Ma’am…! Der Tourguide führt mich zum Polizeiauto – einem kleinen Pick-up Van – der neben dem Tourist Office hält, spricht zwei Worte mit den Polizisten und hievt meinen Rucksack aufs Dach. Es hat sich gerade eine vierte Option ergeben!

Die Polizisten sind lustige Typen. Nachdem wir uns 1 Minute kennen, fragen sie mich über mein Leben aus. Aus welchem Land? Das erste Mal in den Philippinen? Für wie lange? Verheiratet? Kinder? Welchen Job? Sie kauen alle Betelnuss. Das scheinen hier alle Männer zu machen, es ist mir in Banaue schon aufgefallen. Sie schütten irgendein Pulver hinterher und ihre Münder färben sich blutrot. Sie rotzen aus dem Fenster, was das Zeug hält. Sie tragen Armyhosen und Stiefel. Ich sitze neben einem netten Polizisten, zwischen uns liegt sein Schießgewehr. Jetzt kann mir ja nichts mehr passieren, so sicher ist bestimmt noch kein Touri nach Batad gekommen! Das letzte Stück müssen wir laufen und einer der Männer nimmt mir meinen Rucksack ab. In Batad angekommen, organisieren sie einen Tourguide für mich, den man für diese Gegend benötigt, helfen mir dabei eine Unterkunft zu finden und machen noch ein abschließendes Gemeinschaftsfoto. Es ist echt zum Schießen! Manchmal läuft es eben so, wie man es überhaupt nicht erwartet!

Von meinem Guesthouse hat man einen Blick auf die volle Pracht der Ifugauo Reisterrassen, die sich wie ein Amphitheater in einem Halbkreis an das Tal schmiegen. Ich habe in Bali und Java Reisterrassen in allen Formen gesehen. Aber das hier ist eine andere Hausnummer – so etwas wie hier in Batad habe ich noch nirgendwo gesehen. Die Stufen sind riesengroß und gänzlich aus Stein geformt. Wie für einen Riesen gemachte Treppen, die auf den Gipfel der nebeligen Berge führen. Diese Konstruktion ist rund 2.000 Jahre alt. Totaler Hammer!

Batad

Nachmittags laufe ich mit meinem Guide Tarzan (er heißt wirklich so!) durch die wunderbaren Reisterassen. Die Stufen sind voller Schlamm, Wasser und jungen Reissprößlingen. Wir laufen an den steinernen Kanten entlang, die das Reisfeld begrenzen. Es ist von Vorteil wenn man einigermaßen schwindelfrei ist, denn die Stufen sind hoch. Von der Kante geht es 3 Meter steil runter in das nächste Reisfeld.

Batad

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Es ist unfassbar, wie leichtfüßig dieser schmächtige Filipino-Mann in Flipflops unzählige Stufen rauf-und runterläuft und problemlos die Balance hält. Ich versuche keuchend mitzuhalten. Nach einer Stunde extreme-hiking sind wir am Ziel: den Tappiyah Falls. Ein wunderschöner Wasserfall, der von einer moosbewachsenen Felsmauer in einem blauen Pool prasselt. Der Sprühnebel  und die kühle Bergbrise sind eine großartige Erfrischung nach dem Gewaltmarsch.

Tappiyah Falls

Der Rückweg ist noch anstrengender, denn diesmal laufen wir unzählige steile Treppenstufen bergauf. Das ist das härteste Fitness-Trainig seit langer Zeit. Dagegen ist jeder Crosstrainer ein Witz! Nachdem der schlimmste Aufstieg bewältigt ist, kommen wir wieder in den Reisterrassen an und laufen direkt durch Batad. Es ist ein winziges Bergdorf inmitten des Amphitheaters. Es gibt keine Verbindung nach Batad, die mit einem motorisierten Fahrzeug zu bewältigen wäre. Alles, was ins Dorf gelangt, wurde mindestens 45 Minuten zu Fuß getragen. Baumaterialien, Nahrung, Coca Cola Flaschen… kein Wunder, dass diese Bergmenschen so fit sind!

Es war gut, den Walk an diesem Nachmittag zu machen. Denn der nächste Morgen schaut so aus:

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Schwein gehabt – oder einfach alles richtig gemacht!