Damit sich die anstrengende Fahrt in die Cordillera auch lohnt, will ich hier möglichst viel sehen und fahre weiter in das kleine Städtchen Sagada – ein heißer Tipp, wie mir versichert wurde. Ich muss sagen, es ist wirklich lustig, in den Philippinen zu reisen. Es ist nicht wie in Indonesien, Malaysia oder Thailand, wo jedes Gästehaus und jeder Tante Emma Laden Transportmöglichkeiten organisiert, wo es unzählige Reiseagenturen gibt, die sich um alles kümmern, wenn man will. Nein, hier muss man fast immer selber zusehen, wie man klarkommt. Aber es ergibt sich auf wundersame Weise immer etwas, was man gerade braucht. Es funktioniert! Es kommt alles zu dir, genau zur richtigen Zeit.
Als ich auf dem Rückweg von Batad wieder in Banaue ankomme und gerade aus dem Jeepney aussteige, fragt mich sofort jemand ob ich nicht zu fällig nach Sagada will. Können die hier Gedanken lesen? Ob der Kleinbus mit dem wir fahren sollen, wirklich für Personentransport lizensiert ist, weiß ich nicht, aber die Typen machen einen total netten Eindruck. Ich vertraue meinem Instinkt und steige ein in das Ding. Die Fahrt verläuft reibungslos. Unsere Fahrer geben uns Tipps wo wir in Sagada günstig unterkommen und warten sogar mit uns auf den Jeepney, der uns das letzte Stück nach Sagada bringen soll.
Ich finde Jeepneys immer cooler. Sie picken jeden am Straßenrand auf und lassen dich heraus, wo auch immer du willst. Es bedarf keinerlei Haltestellen. Man sagt einfach dem Fahrer wo man hin will und es klappt. Und wenn man denkt, nein, der Jeepney ist voll, da passt wirklich niemand mehr herein, holt der „Schaffner“ vom Dach des Fahrzeugs einen Hocker runter und die Fahrgäste quetschen sich in den schmalen Gang. Filipinos brauchen keinen Meter-Distanzabstand. Körperkontakt mit Mitreisenden ist normal. Privatsphäre wird nicht so wichtig genommen.
Sagada ist ein wirklich hübsches kleines Städtchen. Die Bergluft ist klar und frisch, die Sonne scheint und alles sieht einfach total idyllisch aus. In Sagada kommen Natur- und Trekking-Fans auf ihre Kosten, die es dennoch gemütlich angehen lassen wollen.
Am nächsten Morgen mache ich mich mit Jannik zusammen uns auf den Weg, um die Sagada Caves zu erkunden. Wir haben uns wieder einen local Guide organisiert, der uns mit Hilfe einer Gaslampe in die schwarzen Untiefen führt. Es ist feucht, es ist glatt und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht auf die Nase fallen. Keine Ahnung, wie dieser Typ mit der Lampe in der Hand so sicher und leichtfüßig immer tiefer in die Höhle klettert und sich mit einer freien Hand wie ein Gekko am Seil hoch- und runterhangelt. Die Gesteinsformationen am Ende der Höhle sind jedenfalls großartig. Sie sehen aus wie Berge von Karamell. Zum Reinbeißen.
Es gibt viele andere Walks in Sagada, aber mein Muskelkater vom Wandertrip mit Rucksack nach Batad hält mich vor weiteren Aktivitäten ab. Ich genieße die schöne Aussicht, die klare Bergluft und die Abendsonne. Sagada ist genial zum Relaxen.
Die Rückkehr nach Manila dauert insgesamt 15 Stunden. Reisen in den Philippinen ist nichts für Weicheier! Es war goldrichtig, diesmal tagsüber zu reisen, denn das Panorama ist grandios. In der Cordillera wird jedes Kraut in terrassenförmigen Feldern in den Bergen angebaut. Um das Gemüse zu ernten, benutzen die Bauern Leitern, um sich von Stufe zu Stufe hochzuarbeiten. In Europa kriegen wir diese Landwirtschaft in den Bergen gerade mal mit Wein hin.
Uralte Reisterrassen, Berge, Dschungel, Wasserfälle, Höhlen, Flüsse, Kalksteinfelsen, Bergdörfer, betelnusskauende Locals, süße Kinder – die Cordillera ist ein kleiner Vorgeschmack auf die vielen Schätze und Eigenarten, die es in Philippinen noch zu entdecken gilt.