Singapur: A „fine“ city.

Singapur ist die Stadt der Bußgelder und Verbote. Ein Paar Beispiele gefällig?

Essen und trinken in der Metro: 500 Dollar.
Rauchen in Nichtraucherzonen: 1.000 Dollar.
Verkauf von Kaugummi im Supermarkt: verboten!Mitführen von Durians (Stinkefrüchten) in öffentlichen Verkehrsmitteln: verboten.
Fahrradfahren auf Gehwegen und Unterführungen: 1.000 Dollar.
Homosexualität: verboten.
Drogenbesitz: Todesstrafe.

Das ist Singapur. A „fine“ city.

Wer gegen die Regeln verstößt, wird (für europäische Verhältnisse / Empfindungen) exorbitant hoch bestraft. Der Staat erzieht die Singapurianer zu folgsamen Bürgern. Über den Sinn und Unsinn mancher Strafen kann man vielleicht streiten.

Was ist die Konsequenz? Hier hält sich jeder an die Regeln.

Der kleine Stadtstaat Singapur ist wahrscheinlich die sicherste sowie sauberste und geordneteste Großstadt der Welt. Hier ist alles wie geleckt. Nirgendwo sieht man nur einen einzigen Müllschnipsel, Kaugummis und Zigarettenkippen auf der Straße oder gar in der Metro – absolut undenkbar.

Alles ist perfekt bis ins kleinste Detail durchdacht. Alles ergibt Sinn. Verkehrsleitsysteme, Beschilderungen, Stadtplanung… hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.

Ein Metro-System wie in Singapur gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt (ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen). Keine Sekunde lang stehe ich ratlos herum und frage mich wo ich hin muss. Alles funktioniert perfekt, alles ist kinderleicht zu verstehen. Keine klaustrophobischen Anfälle, keine ekelhaften Gerüche, keine Erstickungsanfälle. Die U-Bahn Gänge sind hell, klar strukturiert, die Züge picobello sauber, neu und modern, jeder Keim, der sich hierher verirrt, wird von der Klimaanlage direkt abgetötet. Die Singapurianer sind höflich, respektvoll und beherrschen die Metro-Etikette perfekt, zu keiner Zeit fühlt man sich gedrängt, geschubst oder überrannt. Die Metro zu nutzen macht hier richtig Spaß!

Singapur ist ein wohlhabender Staat. In der Sonne glänzende Business Tower im CBD, futuristisch anmutende Gebäude, wie das Art Science Museum oder die Luxus Casino- und Hotelananlage Skypark, dekadente Shoppingmalls in der Orchard Street und Marina Bay, schicki-micki Restaurants und Bars, der völlig übertriebene Vergnügungspark auf Sentosa Island, der größte Frachthafen der Welt… Singapur hat Kohle und kein Problem damit, es zu zeigen.

Singapur ist jedoch nicht nur hypermodern und high-tech. Aufgrund der gemischten Bevölkerung vorwiegend chinesischen, malaysischen und indischen Ursprungs gibt es mehrere „ethnische“ Viertel. Chinatown, Little India und das arabische Viertel sind teilweise authentisch, teilweise ziemlich touristisch. In Little India kommt man sich tatsächlich ein bisschen vor wie in einer anderen Welt. Wenn man hier durch die Straßen läuft, kommt man an vorbei an indischen Tempeln, Läden mit blingbling Goldschmuck, indischen Saris und jede Menge Billo-Schnickschnack… die Luft ist geschwängert mit dem Duft von Räuscherstäbchen und Curry, aus Ghettoblastern läuft Bollywood-Musik… was echt seltsam ist: In einigen Ecken bin ich die einzige Frau auf der Straße. Hier laufen nur düster dreinblickende, schnauzbarttragende indische Männer mit Handy am Ohr. Sehr strange! Und irgendwie interessant.

Das Nahost-Viertel ist recht klein und nicht so spannend, es sei denn man will einen Teppich kaufen oder in draußen in einem der libanesischen, türkischen oder persischen Restaurants essen. Immerhin ist die riesige Moschee ein sehenswertes Bauwerk.

Little China ist viel durchgemischter aber auch wesentlich touristischer. Man wird erschlagen von lauter Souvenirläden.

Es gibt aber auch coole Sachen zu sehen, wie z.B. den Buddha Tooth Relic Temple, der, wie der Name schon sagt, einen Zahn vom Buddha himself als Reliquie hortet…

… oder Sri Mariamma, den ältesten indischen Tempel in Singapur (frag mich nur was der in Chinatown soll).

Wenn man sich ein wenig abseits von den Touri-Straßen bewegt, findet man viele kleine chinesische Läden mit qualitativ hochwertigen, unbekannten und super günstigen Lebensmitteln. Oder man wagt sich als einer der wenigen Westler in eine chinesische Food-Mall und futtert sich einmal quer durch die einzelnen Stände.

Das ist sowieso das geilste an Sinagpur. Man kann für sehr wenig Geld, insbesondere in dem Hawker Centern (eine Art Ansammlung permanenter Essenstände auf der Straße), unglaublich gut und super abwechslungsreich essen. Chinesische Suppen und Dim Sum, indische Currys, malaysische Laksa… und die ausgefallen Desserts! Einer meiner Favourites ist „Ais Kacang“, ein Berg von geraspeltem Wassereis mit Fruchtsirups (Durian oder Mango ist genial) und süßer Kondensmilch obendrauf, auf einer Basis von roten Bohnen und Fruchtgelatinestückchen. Klingt pervers, schmeckt aber großartig.  Ich wünschte, ich hätte 5 Mägen.

Das ist Singapur. A very fine city.