Phuket ist das Herz des thailändischen Massentourismus, bekannt für Ladyboy-Strich, Sextourismus, Urlauber-Abzocke, Party, Kommerz, Tuk Tuk-Mafia…
Und was zum Teufel treibt einen Backpacker, bzw. mich, dorthin?!
In den regenreichen Monaten Mai bis November bekommt die Westküste Phukets dank des Südwestmonsums eine Menge Wind ab. Was dazu führt, dass Phuket in dieser Zeit als eine der wenigen nennenswerten Surfregionen Thailands gilt. Wirklich? Surfen in Thailand? Wenn in an Surfen in Asien denke, fällt mir nicht gerade Thailand ein. Für Top-Surfspots ist das Land nicht gerade bekannt. Aber laut Internet-Recherche soll es tatsächlich surfbare Wellen in Phuket geben.
Das ist auf jeden Fall Grund genug für mich, um mir Phuket anzuschauen!
Von Penang in Malaysia fahre ich mit dem Minibus über die thailändische Grenze bis zum Knotenpunkt Hat Yai. Die Busse, die von dort nach Phuket fahren, sind die ältesten Schrottkarren auf dem gesamten Busbahnhof. Die meisten Urlauber fliegen eben nach Phuket. Ich sitze insgesamt gut sieben Stunden als einziger Touri mit lauter locals in einem klapprigen Chicken-Bus mit kaputter Klimaanlage. Neben Fahrgästen führt der Bus auch noch allerhand Fracht in Form von Päckchen und Autoreifen mit sich rum und stoppt in jedem Kaff. Eine wahre Freude! Immerhin mache ich gleich meine erste Erfahrung mit landestypischem Transport.
Die Damen, die spät Abends am Busbahnhof in Phuket arbeiten, haben wenig Lust auf englische Konversation und sind irgendwie nicht so hilfsbereit. Zum Glück muss man in Südostasien nicht lange nach Transportmöglichkeiten suchen. Es ergibt sich oft etwas einfach so. Und siehe da: Neben mir hält ein Taxi mit drei Backpackern, die nach Patong Beach wollen, dem Haupt-Touristenort auf Phuket. Ich sehe so planlos aus… ob ich mit will? Patong ist eigentlich nicht mein bevorzugtes Ziel… aber für die erste Nacht soll es mir recht sein.
Patong ist total zugebaut mit Hotels und Resorts. Es hat eine gut entwickelte Infrastruktur für Touristen, der Kulturschock wird gering gehalten. Schnitzel mit Pommes, Pizza, Subway, Heineken, Cafés und Restaurants im westlichen Stil, Unmengen von Geschäften mit Klamotten und Souvenirs, Bars und Discos… Mann, ist das hässlich. So hatte ich mir Thailand nicht vorgestellt.
Der sichelförmige Strand in Patong ist ewig lang, feinsandig und war vor 20 Jahren sicher paradiesisch. Was man aber aus dem Strand und dem Ort gemacht hat, ist einfach nur gruselig.
Und was mich an diesem Morgen ganz sicher aus Patong wegführt: Das Meer ist platt wie ein See. Absolut null Wellenbewegung (das Foto oben wurde ein paar Tage später gemacht).
Ich fahre ein paar Kilometer weiter südlich zum Kata Beach, dem angeblich „verlässlichsten“ surf beach in Phuket.
Kata Beach und der etwas kleinere weiter südlich liegende Kata Noi Beach haben eine kleine Surfszene, ein paar Verleiher von Surfboards am Strand und einen Rip Curl Store. Die Ähnlichkeit mit Kuta Beach in Bali beschränkt sich jedoch auf den Namen. Vielleicht bin ich einfach zur falschen Zeit da, aber es ist zum Surfen einfach echt scheiße. Die Wellen sind klein, aufgewirbelt, durcheinander und brechen sehr nach am Strand. Naja, besser als nichts und ich probiere es trotzdem.
Ein paar Tage später werden die Wellen größer aber leider kaum besser. Thailand ist nun mal kein Surfparadies wie Indonesien, man muss Glück und noch mehr Geduld haben.
Aber das Wasser! So warm, klar und türkis, einfach unfassbar. Man kann stundenlang drin sein ohne nur eine Sekunde zu frieren.
Kata Beach ist viel kleiner und ruhiger als Patong. Es gibt eine Hauptstraße, die touristische Bedürfnisse nach Nahrung, Shopping und ein wenig Nightlife stillt. Die Touristen sind überwiegend Pauschalurlauber, meist Paare und Familien. Ja, der Strand ist bombastisch, aber ich fühle hier etwas alleine.
Nachdem ich mit dem Roller einen großen Teil der Westküste abfahre, muss ich feststellen:
Ja, Phuket ist eine wunderschöne Insel mit traumhaften Stränden.
Zwei Parallelstraßen vom Strand entfernt zeigt sich der „Ort“ Kata Beach von einer komplett anderen Seite. Ich finde hier typische thailändische Garküchen, mobile Essstände und fast keine Souvenir-Shops. Yeah, ich bin wieder in Thailand! Ich kann mich hier unter die Locals mischen und mich mit der großartigen thailändischen Küche vertraut machen.
Die größte positive Überraschung ist Phuket Town, die Provinzhauptstadt der Insel. Die Altstadt erinnert mich schwer an Georgetown in Malaysia: Wunderschöne alte Häuser mit chinesischen Einschlag, hübsche Läden und kleine Kunstgalerien. Wirklich sehenswert!
Ich habe diese seltsame Angewohnheit, Orte miteinander zu vergleichen, auch wenn es eigentlich keinen Sinn macht. Zum Beispiel kommt mir ständig der Vergleich von Phuket (Kata und Patong Beach) und Bali (Kuta) in den Sinn. Beides sind beliebte Strandorte in Südostasien, die durch Kommerz und Massentourismus geprägt sind. Aber das Feeling ist total anders. Die Orte sprechen ein anderes Publikum an. Patong zum Beispiel ist trashiger und hat wesentlich mehr Rotlicht. Nach Kuta kommen auch mehr Backpacker und jüngere Leute. Und die ausgeprägte Surfkultur macht Kuta einfach sexier. Mein Fazit: Punkt für Kuta.
Der Monsum bringt ein Paar Wellen, aber wenn man Pech hat, auch jede Menge Regen. Nachdem es zwei Tage fast durchgehend schüttet, findet meine Geduld langsam ein Ende. Diese unschönen Wellen sind es nicht wert, länger in Phuket zu bleiben. Es hat schon Gründe warum surfen in Thailand nicht so beliebt ist wie zum Beispiel in Bali oder Lombok.
Mit der Hoffnung auf besseres Wetter mache ich mich auf zum Golf vom Thailand an die Ostküste.
Wie gut ist es eigentlich, flexibel reisen zu können?