Travelmüde? Gestresst? Gelangweilt? Es gibt keinen besseren Ort, um Reisestress abzubauen, als die Perhentian Islands. Nach meinen eher lahmen und teilweise etwas enttäuschenden malaysischen Reiseerlebnissen bin ich reif für die Insel.Weißer Puderzuckersandstrand, ein paar Strandhütten, umgeben von Kokospalmen und dichtem tropischen Dschungel. Smaragdfarbenes Meer. Ein paar kleine Boote, die im flachen Wasser ankern. Ein Bild, das Reiseträumen von der perfekten paradiesischen Insel entspringt. Es übersteigt gänzlich meine Erwartungen.
Die zwei Perhentian Islands liegen vor der nordöstlichen Küste Westmalaysias. Ich lasse mich auf Perhentian Kecil, der kleineren Insel abladen. Die zwei Hauptstrände der Insel sind über einen kurzen Weg, der quer über die Insel durch den Dschungel führt, verbunden.
Ich niste mich in einer einfachen Strandhütte an der Coral Bay ein, dem westlichen und ruhigeren Strand.
Die Perhentians sind die perfekte Entschleunigungskur. Ich sitze fest auf einem kleinen tropischen Strand. Die einzige Alternative ist Long Beach, der Strand auf der Ostseite der Insel, den man zu Fuß in 10 Minuten erreichen kann. Es gibt außerdem noch ein paar wunderschöne, einsame Buchten, von denen einige zu Fuß, andere nur mit dem Boot erreichbar sind.
Es gibt keinen Verkehr, keine Straßen. Die einzigen Geräusche sind das Rauschen des Meeres und das gelegentliche Knattern der Bootsmotoren.
Es ist einfach, hier zu versacken und Urlaub vom Reisen zu machen. Nach wochen- bzw. monatelangem Herumreisen genieße ich es sehr, eine vertraute Umgebung zu haben und immer wieder die selben Gesichter zu sehen. Spätestens nach zwei Tagen kennt man fast alle, die hier leben und arbeiten. Verpflegungstechnisch gibt es nicht viele Alternativen. Wenn man nicht mehr als 5 Minuten laufen möchte, hat man die Auswahl aus drei Restaurants und zwei Mini-Shops.
Gut, dass ich genug Bargeld abgehoben habe, denn Bankautomaten gibt es hier nicht. Nach einem Gewitter kann auch schon mal das Internet für eine Woche ausfallen. Das Leben hier ist recht basic und findet überwiegend am Strand statt. Aber wer braucht schon Luxus wenn man im Paradies lebt?
Ich hatte mir die Perhentians ein bisschen wie die Gili Inseln in Indonesien vorgestellt. Beide Inselgruppen sind traumhaft für Backpacker, jedoch sind die Perhentians weniger entwickelt. Während die Gilis kleine trockene Sandinseln sind und nur wenig Vegetation haben, sind die Perhetians zugewuchert mit dichtem tropischen Dschungel.
Die Perhentians sind bekannt für ihre Unterwasserwelt. Man kann gar nicht anders, als hier tauchen zu gehen. Das ist hier die Aktivität Nr. 1, es gibt so viele Tauchcenter wie Kokospalmen. Ich gehe mit Angel Divers tauchen – ein kleiner Diveshop betrieben von einem jungen schwedisch-malaysischen Ehepaar. Keine Dive-Factory, wo man am Fließband abgefertigt wird. Die Gruppen sind klein, die Atmosphäre sehr entspannt und fröhlich, manchmal geht es etwas unorganisiert und chaotisch zu. Aber der entscheidene Punkt ist, dass man hat hier das Gefühl hat, mit Freunden tauchen zu gehen. Und die Preise sind hier so sensationell gut, dass ich mir locker im Schnitt einen Tauchgang pro Tag leisten kann.
Eigentlich tue ich nicht viel, es ist aber nie langweilig. Die Tage fliegen nur so. Und ich habe noch kein Bedürfnis, diese isolierte, kleine Insel zu verlassen. Aber es ist unübersehbar, dass die Perhentians sich entwickeln. Während die große Perhentian Insel schon mit vielen Resorts zugebaut ist, ist die kleine, Perhentian Kecil, noch relativ Backpacker-freundlich. Aber auch hier wird gerade an einem neuen, schicken und unübersehbar teuren Resort gebaut.
Was mich hier wieder schockt ist das Plastik-Problem. Ich kann einfach nicht verstehen, dass die Leute ihren Müll einfach so irgendwo abladen oder im Meer „entsorgen“. Es ist immer das gleiche Bild: Eine kleine einsame Bucht, eingerahmt von Palmen und Regenwald, im türkisfarbenen Wasser schwimmt eine leere Chipstüte, der weiße Puderzuckersand ist dekoriert mit einer Zigarettenschachtel, zwei Bierdosen und einer Wasserflasche. Zu Beginn sammle ich den Mist auf und trage ihn zum nächsten Mülleimer. Mit der Zeit sehe ich jedoch ein, dass dies ein full-time Job wäre. So schön die Perhentians auch sind, die Menschen hinterlassen ihre Spuren und die tun den Inseln nicht gut.
Coral Bay ist super zum leben und abhängen, Long Beach ist perfekt zum Schwimmen. Wie der Name schon sagt, ist der Strand schön lang und breit. Es gibt keine Korallen, nur 100% feinsten und weichen Puderzuckersand. Der Strand fällt extrem flach ab. Auch nach 100 Metern fühlt man noch den mikrofeinen Sand unter den Füßen. Das Wasser ist wunderbar klar und unglaublich warm, man fühlt sich wie in einer überdimensionalen Badewanne. Dagegen ist sogar die Südseelagune ein Eisbecken. In der Monsumzeit soll es hier angeblich auch eine surfbare Welle geben. Schwer vorstellbar wenn ich mir dieses platte Wasser hier angucke…
Wenn in der Coral Bay die Lichter langsam aus gehen, erwacht Long Beach erst zu Leben. Es ist kein Partystrand aber gibt immerhin zwei Bars, wo in einer täglich eine ziemlich gute Liveband spielt. Nach Mitternacht und dem Genuß von reichlich „Orang Utan“ Arak (der malaysischen Spirituose) mit Cola (auch als „Monkey Juice“ bekannt) werden Backpacker und Locals munter und feiern ausgelassen zu Reggae-Musik und rockigen Cover-Songs.
Tauchen, schwimmen, schnorcheln, Blog schreiben, am Strand abhängen, im Tauchschop abhängen, ein bisschen jammen, frischen gegrillten Fisch am Strand essen, schlafen, zum Long Beach laufen, Monkey Juice trinken und abzappeln, einsame Buchten suchen, angeln gehen…
Zehn Tage vergehen wie im Flug!