Vietnam ist nicht unbedingt für seine paradiesischen Strände bekannt, wie Thailand oder die Philippinen. Es hat andere Vorzüge. Aber nach über zwei Monaten auf dem südostasiatischen Festland kann ich es kaum erwarten, endlich mal wieder ein paar Tage am Meer zu chillen.
Nha Trang ist der größte Touri-Badeort an der vietnamesischen Küste. Die Erwartungen sind gering, Hoffnung ist aber da.
Oh Mann. Das hier könnte locker irgendwo in Südspanien stehen. Ein riesiges Hotel reiht sich ans nächste, es gibt ein fettes KFC und eine Promenade, die zwischen Strand und vierspuriger Hauptstraße verläuft.
Der Strand an sich ist gar nicht so schlecht – endlos lang, das Meer ist blau und warm, der Sand hell und fein. Aber leider liegt in einigen Abschnitten viel Müll herum. Es ist einfach ein Stadtstrand. Erinnert mich ein wenig an Surfers Paradise in Australien (mit dem Unterschied dass es keine Wellen gibt). Alles ist supermodern und sehr westlich. Es wirkt jedoch ein wenig steril und künstlich.
Der Standard ist, wie fast überall in Vietnam ziemlich hoch. Für 8 US-Dollar bekommt man hier ein großes Doppelzimmer mit Balkon, Aircon, Kühlschrank, Fernseher und gutem Bad. Das nenne ich Preis-Leistungs-Verhältnis!
Es ist ok, um einmal kurz im Meer abzutauchen und Salz und Sonne zu tanken. Gut genug, um zwei entspannte Beach-Tage zu verbringen.
Aber das Hochgefühl, das ich sonst am Meer habe, will sich hier irgendwie nicht einstellen.
Vielleicht kommt es im 3 Stunden entfernten Mui Ne wieder?
Nicht wirklich.
Mui Ne ist ein kleiner verschlafener Ort, es gibt keine großen Hotels, keine vierspurige Straßen. Die einzige Straße in diesem Ort ist voller Resorts, Restaurants, Souvenirläden und ein paar Kitesurfshops. Kitesurfing ist die einzige Aktivität, die dieser Ort bietet. Alles ist ein wenig teurer als in Nha Trang, es ist ultraheiß, die Atmosphäre ist schläfrig, langweilig, einfach uninspirierend.
Wir laufen die Straße entlang und hoffen, irgendwo ein kleines ruhiges Fleckchen Strand zu finden. Der Hauptstrand ist rechts, wir laufen in die entgegengesetzte Richtung, dorthin, wo es leerer aussieht.
Aber dort gibt es gar keinen Strand! Das was vom Weitem wie Strand aussieht, sind sandfarbene Pflastersteine. Buuuh! Enttäuschung!
Wer auf Seafood und “exotische” Tiere steht, wird in Mui Ne fündig. Überall sind Open Air-Restaurants aufgebaut, mit frischem Fisch, Krebsen, Hummer, Garnelen, die teilweise noch am Leben sind. Seit ich tauche, kann ich das meiste Seafood nicht mehr essen. Erst unter Wasser bewundern und sich freuen und später auf dem Teller wiedersehen… geht einfach nicht! Aber das ist noch das harmloseste. In einem Restaurant werden Schildkröten, Schlangen und Hai angeboten. Die Tiere warten auf ihren Tod in kleinen Schwimmbecken – alle zusammen! Beim Anblick der kleinen Babyhaie, die starr vor Schreck regungslos neben dem anderen Getier verharren, wird mir schlecht. Ich werd richtig sauer. Wer so etwas bestellt, muss echt einen Schaden haben!
Es kommt noch schlimmer: Der Gipfel ist ein kleines Krokodil. Gehäutet und aufgespießt, bereit für den Grill. Ich kann gar nicht hinschauen. Ich glaub ich muss kotzen.
Es reicht!!!
Mui Ne ist ein reines Touristen-Dorf. Ich sehe mehr Russen und andere Europäer als Einheimische. Wo ist Vietnam? Jedenfalls nicht hier.
Vielleicht ist der “richtige” Strand (an dem wir nicht waren) ja ganz nett. Aber irgendwie ist mir die Lust vergangen. Vietnam hat mich beachtechnisch nicht überzeugt. Es hat andere tolle Seiten. Am nächsten Tag geht es wieder in die große Stadt.
Auf nach Saigon!