Mein nächstes Projekt: Wie komme ich günstig und flexibel zum Kakadu National Park und das möglichst asap? Die Vorgehensweise bleibt gleich: Anzeige ins Internet und warten. Irgendwie sind alle, die sich melden, entweder vollkommen planlos oder etwas dubios… und die Zeit wird knapp. Ich frage vorsichtshalber bei ein Paar Tourenbetreibern nach. Alles ausgebucht. Mist! War ich zu optimistisch? Als ich mich schon fast damit abfinde, piepst mein Handy. Ich habe meine Mitreisenden gefunden: Karen und William aus Hongkong wollen zum Kakadu, haben ein eigenes Auto, in dem sie schlafen. Perfekt! Am nächsten Morgen stocken wir unsere Essens- und Wasservorräte auf, organisieren ein Zelt für mich und auf gehts!
Kakadu ist riesig. Jemand meint, es hat die Größe von Belgien. Natürlich können wir nicht alles sehen. Aber wir nutzen unsere Zeit wirklich gut. Der Nationalpark wird seit zigtausend Jahren von den Aborigines bewohnt und gehört ihnen auch heute noch überwiegend. Die Aussies haben dem Park den Namen „Kakadu“ verliehen, weil sie das Aboriginal-Wort „Gagudju“ nicht aussprechen konnten. Irgendwann im letzten Jahrhundert haben die Aussies entdeckt, dass das Gebiet hohe Uranvorkommen hat und haben mittendrin ihre Minen aufgebaut. Auch nach Gründung des Nationalparks und der UNESCO-Listung hat Rio Tinto noch ein paar Jahre weitergebohrt. Die Aboriginals haben dann solange Protest geschlagen, bis sich die Minengesellschaften irgendwann verzogen haben.
Kakadu ist extrem reich an Tier-und Pfanzenarten. Wir sehen Feuchtgebiete und Billabongs mit unzähligen Vögeln. Hier müssen sich noch tausende weitere Tierarten verstecken, die für uns nicht sichtbar sind. Frösche, Insekten, Fische und natürlich Salzwasser-Krokodile. Man sollte daher lieber nicht in eines der Billabongs fallen. Für alle, die sich fragen, was ein Billabong eigentlich ist: Es hat nichts mit Surfen zu tun. Es sind riesige Wasserlöcher, die Lebensraum für jede Menge Tiere, Vögel und Pflanzen bieten.
Wir klettern auf ein Felsplateau und verstummen bei dem Anblick auf endloses Busch- und Waldgebiet und rote Felsmassive. Kein Wunder, das dies für die Aboriginals ein spiritueller Ort ist.
Kakadu hat eines der größten Vorkommen an Felsmalereien in ganz Australien. Erstaunlich wie gut erhalten diese sind.
Am späten Nachmittag fahren wir zu den Yellow Water wetlands und kommen pünktlich zum Sonnenuntergang an – einem der schönsten, die ich bisher gesehen habe. Es ist so ruhig hier, man hört nur das Quaken der Wildenten oder -gänse und der Tausend anderen Vogelarten. Allein die kleinen Flussfähren stören ein wenig die Idylle. Wir verstehen nicht warum man für einen Sonnenuntergang 20 Dollar zahlen soll. Wir haben ihn ganz umsonst und er ist sicherlich nicht weniger beeindruckend!
Am nächsten Morgen schauen wir uns ein Aboriginal-Zentrum an, wo wir einen ersten Eindruck von der Kultur und Leben im australischen Busch bekommen. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf dieses ganze Aboriginal-Zeugs aber es ist wirklich interessant. Die Stämme leben im Einklang mit der Natur, nutzen verschiedene Jahreszeiten und Klimaperioden zum Jagen, für Buschfeuer und übermitteln ihr ganzes Wissen mündlich an die nachfolgenden Generationen. Interessant ist auch, wie die Aboriginals damit umgehen, dass eines Tages die Weißbrote ankommen und sich in ihrem Land breit machen wollen.
Gegen Mittag ist uns nach ein wenig Erfrischung zumute und wir machen uns auf den Weg zu Maguk, einer Schlucht mit Wasserfall und Natur-Schwimmbecken. Dumm nur, dass der einzige Weg über eine 10 km lange Schotterpiste führt, die eigentlich nur für Allradantrieb geeignet ist. Wir beschließen, es dennoch zu wagen. Uns kommen ausschließlich Geländewagen entgegen und die Insassen gucken und mit großen Augen an. Ich habe ein wenig Bedenken, dass Williams Ford diese Fahrt übersteht, ohne in alle Einzelteile zu zerfallen. Aber William bleibt cool und fährt das Ding mit einer Engelsgeduld und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h die kompletten 10 km bis zum Parkplatz. Wir sind schon ein bisschen irre!
Der Weg zum Rockpool führt erst durch schattigen Regenwald. Gleich Beginn entdecken wir in einem der Wasserlöcher wir ein kleines Süßwasserkrokodil. Die sind jedoch ganz niedlich und relativ harmlos. Reinspringen wollen wir dennoch lieber nicht!
Weiter geht’s durch ein steiniges Flussbett, bis wir am Wasserfall ankommen.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Salzwasser-Kroki sich hier verirrt, es ist zum Baden also relativ sicher. Also nichts wie rein (ein wenig Nervenkitzel bleibt n!). Wir packen unsere Lunchpakete aus und chillen auf den Felsen. Traumhaft ist das! Einige Zeit später holt uns eine Tour-Gruppe ein. Alle springen sorglos ins Wasser. Das ermutigt mich, noch ein paar Cliffjumps zu machen. Riesenspaß!!! Was für eine coole und entspannte Kakadu-Tour mit meinen zwei Hongkong-Freunden!
Am nächsten Tag geht es zurück nach Darwin. Mein letzter Abend in Australien. Unglaublich! Große Party? No, thanks. Viel lieber bleibe ich mit meinen Hostelmates am Pool im Innenhof und zische ein paar letzte australische Pilsatoren.
Traurig? Nö. Ich bin mehr als bereit auf was Neues. Australien ist großartig, aber ich brauche langsam Abwechslung. Es ist längst kein Backpackerland mehr. Zumindest nicht an der Ostküste. Auch nicht im nördlichen NT. Dafür ist es viel zu entwickelt und touristisch. Alles wird einem abgenommen und organisiert. Alles ist irgendwie vorhersehbar. Man muss sich um nichts kümmern. Es ist so einfach, in Australien zu reisen, dass es fast schon langweilig ist. Es wird zur Routine. Vielleicht mache ich beim nächsten Mal die Westküste, wo es weniger touristische Infrastruktur gibt. Dann aber auf jeden Fall mit eigenem Auto oder Camper.
Ich freue mich auf etwas Neues. Anderes Land, fremde Kultur, anderer Reisestyle.
Bali, ich komme!